" INFANTERIE GREIFT AN ! " - NEUES AUS DEM
INSTITUT JÄGER DER HEERESTRUPPENSCHULE - TRAINING
WITH BOOTS ON THE GROUND !
Das Institut Jäger ist zentrale Ausbildungsstätte für die waffengattungsspezifische Führungsausbildung der Waffengattung Jäger im Österreichischen Bundesheer. Diese Alma Mater der österreichischen Jägertruppe lehrt aber nicht wie andere Bildungsstätten meist in Hörsälen, sondern vor allem auf dem Truppenübungsplatz Bruckneudorf mit seinen zahlreichen Übungsflächen und Schießbahnen! Ich habe den äußerst ehrenvollen Auftrag, für Euch über das Institut Jäger berichten zu dürfen!
Euer Weinviertler
DAS EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR 2016
Hallo liebe Kameraden!
Im September des Jahres 2016 verliert die Sonne schön langsam an Kraft und der Sommer gleitet langsam und bedächtig in den Herbst hinüber. Die Blätter rieseln schon manchmal langsam von den Bäumen und die Natur zeigt dem aufmerksamen Betrachter die prächtigsten Farben und imposante Landschaftsbilder. Die Tage werden schon merklich kürzer und bisweilen beginnt ein neuer Tag schon mit kühlen Temperaturen.
An dieser Jahreszeitenwende vom Sommer zum Herbst des Jahres 2016 lädt das Institut Jäger die Chefschießausbilder der europäischen Armeen zum EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR 2016 in seine Benedek - Kaserne nach Bruckneudorf! Zu diesem Treffen der geballten europäischen Schießkompetenz lädt jeweils im jährlichen Wechsel ein anderes Land. Im Jahr 2016 richtet das Institut Jäger vom 19. September bis zum 23. September das EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR aus.
Hauptmann Gregor Richter - seines Zeichens Lehroffizier für Schießausbildung und Scharfschützen - bestreitet mit seiner Small Arms Training Section das Event. Die Small Arms Training Section ist ein für ihre Aufträge maßgeschneidertes und modular gebildetes Team mit Mitgliedern aus verschiedenen Bereichen der Heerestruppenschule, das sich auf die Schießausbildung spezialisiert hat.
Die Wochen vor dem EUROPEAN COMBAT SHOOTING
SEMINAR 2016 waren für dieses Team durch intensive Vorbereitungen für
das Event geprägt. Abordnungen aus Belgien,
Deutschland, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und
der Schweiz sind sehr gerne dieser Einladung gefolgt. Nach ihrem Eintreffen in
Bruckneudorf und dem Beziehen ihrer Unterkünfte harren sie ganz gespannt im Lehrsaal
Musketier des Institutsgebäudes der Dinge, die da kommen werden! Das
EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR 2016 beginnt mit der Begrüßung der Teilnehmer
und einigen interessanten Vorträgen. Für den Abend des ersten Tages
hat sich die Training Section als Icebreaker ein gemütliches Zusammensitzen bei gutem
Essen und kühlen Getränken ausgedacht! Die an der Schmalseite des Institutsgebäudes angelegte und vom Lehrsaal Musketier aus begehbare Terrasse
bietet dafür einen schönen Rahmen. Die schönen alten Bäume in der Benedek - Kaserne und die laue
Spätsommernacht laden geradezu zum Verweilen im Freien ein und so entwickelt sich schon am ersten Abend die Stimmung aller Teilnehmer richtig
prächtig!
DIE TRAINING SECTION PRÄSENTIERT ÖSTERREICHISCHES
Am zweiten Tag steht Praxis auf dem Dienstplan und so verlegen Teilnehmer und Small Arms Training Section motiviert auf die Gruppengefechtsschießbahn des Truppenübungsplatzes Bruckneudorf - des zweitgrößten Truppenübungsplatzes des Österreichischen Bundesheeres! Dort erfolgt zuerst die Ausgabe der österreichischen Kampfweste und danach das Ausfassen der österreichischen Jägerbewaffnung.
Dieses Jägerpaket besteht aus der Erstbewaffnung mit dem Sturmgewehr 77
A1 des österreichischen Unternehmens Steyr Mannlicher im Kaliber 5,56 mal 45 mm und aus der Zweitbewaffnung mit der Pistole
80 von Glock im Kaliber 9 mal 19 mm. Die Erstbewaffnung erhalten alle Soldaten des Bundesheeres, während für Einsätze höherwertige
Funktionen zusätzlich mit der Zweitbewaffnung ausgestattet werden!
Diese Standardbewaffnung unserer Jägertruppe
hat sich nunmehr schon seit mehreren Jahrzehnten im Österreichischen
Bundesheer bestens bewährt. Es gibt bei der Truppe aber auch die
Ausführung Sturmgewehr 77 A2 Kommando. Das Kommando wird bei den
Spezialeinsatzkräften des Jagdkommandos eingesetzt und bildet ebenso
die Standardbewaffnung des für luftbewegliche Einsätze ausgebildeten und nur aus
Kadersoldaten bestehenden Jägerbataillons 25. Das Institut Jäger hat eine Anzahl Sturmgewehre 77 A2 Kommando erhalten und weist bei seinen
Schießausbildungsvorhaben stets die Teilnehmer an dieser im Bundesheer noch relativ neuen Waffe ein. Auch ihren
Gästen des September 2016 stellt die Training Section diese Waffe im Rahmen der neuen Schießausbildung
2014 vor! Moderiert wird auf Englisch - Bilder ab!
Sehr interessante Trainingsschritte sind in unserer Bilderschau das Verhalten bei
Funktionsstörungen an der Erstbewaffnung sowie das Schießen aus Deckungen als Einzelschütze und ganz speziell als Schützenpaar.
Das Schießprogramm des EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR 2016 enthält jede Menge Elemente der neuen Schießausbildung
2014 mit dem Sturmgewehr 77 und der Pistole 80!
DIE TEILNEHMER PRÄSENTIEREN INTERNATIONALES
Nach dem
umfangreichen Programm der Small Arms Training Section wird es auf dem Truppenübungsplatz international! Hauptmann Gregor Richter lädt die geballte europäische Schießkompetenz ein, ihre Schätze auf der
Gruppengefechtsschießbahn auszupacken und typische Teile der Schießausbildung ihrer Armeen zu präsentieren!
Den Anfang machen gleich die Schweizer
Schießlehrer vom Ausbildungszentrum Heer. Sie präsentieren ihr
interessantes Trockenübungsprogramm für das Schießen mit der
Pistole. Es wird ein Trainingssystem vorgestellt, das vor dem ersten Schießen mit der Waffe Schritt
für Schritt abgearbeitet wird und das auch noch
darüber hinaus Schützen mit nicht so guten Schießergebnissen zusätzlich zu ihren
Schießdurchgängen speziell unterstützt. Besonders unterstrichen wird dabei von den Schweizer Schießlehrern, daß man mit
ihrem Programm bessere Schießergebnisse und Munitionsersparnis mit einem Übungsprogramm erzielen kann! Die Schweizer Schießprogramme haben ja in der Fachwelt
ähnlichen Kultstatus wie Wilhelm Tell's Armbrust, Schweizer Banken oder Schweizer Schokolade - schau'n wir uns das
an!
Trockentraining ist als Teil eines aufeinander abgestimmten Paketes
gemeinsam mit Simulationssystemen und dem scharfen Schuß ein wichtiger Baustein einer gediegenen Schießausbildung. Viertes Rad am Schießwagen sind kenntnisreiche
und erfahrene Schießlehrer, die richtige Gedanken zur Weiterentwicklung einbringen!
Die belgischen Schießlehrer bringen
gleich danach echt belgischen Flair auf die in der Nachmittagssonne
liegende Schießbahn. Sie schießen mit den Teilnehmern mit dem Sturmgewehr
77 ein Programm, mit dem sich belgische Soldaten nach längeren Schießpausen wiederum in Form
bringen! Geschossen wird dabei
auf Körperscheiben, wobei die Bekämpfungszeit des Zieles stufenweise von
drei bis auf eine Sekunde vermindert wird und die
Entfernung zum Ziel vergrößert wird. Moderiert wird das Schießen schneidig mit den
Signalpfeifen der belgischen Schießlehrer. Sehr interessant sind die Schießergebnisse bei einem Durchgang mit Säcken
über den Scheiben, wodurch die Zonen der Schießscheiben für die Schützen nicht zu sehen sind. Da braucht's dann mehr räumliches Vorstellungsvermögen der Schützen
und einige Schießdurchgänge, bis die Treffer wieder passen! Bilder ab!
Zum Abschluß
stellt die belgische Abordnung fest, daß man in der belgischen Armee hauptsächlich nur Instruktion und nicht Training betreibt! Damit wollen
uns die Belgier veranschaulichen, daß nicht Perfektionstraining auf hohem Niveau sondern in erster Linie das Erlernen von Fähigkeiten ihren
Alltag bestimmt! Wo ist das wohl auch so?
Zwischen Belgien und Deutschland liegt das wohlhabende
Luxemburg. Das kleine Großherzogtum hat mit einem Infanteriebataillon und zwei Aufklärungskompanien eine der kleinsten Armeen
Europas und hat ungeachtet dessen auch ein Team ans Institut Jäger entsandt!
Auch in
Bruckneudorf kommt Luxemburg gleich hinter Belgien - in diesem Fall beim
Präsentieren seiner exquisiten Schießausbildung! Die luxemburgischen
Schießlehrer führen mit der Pistole 80 ein Schießen vor, das die
Reaktionen auf Körperschutz beim Gegenüber während Bekämpfungsvorgängen beschreibt. Die
Schießscheibe ist dabei in die markierten Zonen X - Oberkörper, Y - Unterleib und Z - Kopfbereich unterteilt.
Körperschutz mit den entsprechenden ballistischen Einlagen vor dem Oberkörper verhindert eine erfolgreiche Bekämpfung des Gegenüber. Der Schütze wechselt
daraufhin mit dem Feuerkampf in die Zonen Y und Z. Wir zeigen die Bilder!
Wir biegen
heute in's Zeitalter des Körperschutzes für Infanteristen ein und so manche Armee lebt schon heute im Zeitalter dieses unentbehrlichen
Schutzes für Soldaten. Die luxemburgischen Schießlehrer stellen mit ihrem Schießen eine Projektskizze vor, wie das Bekämpfungsvorgänge beeinflußt und regen zum
Nachdenken darüber an!
Frankreich grenzt an Belgien und Luxemburg und so ist das auch
bei uns! Die französischen Schießlehrer stellen gemäß
ihrer Ausbildungsphilosophie Sequenzen aus dem Kampf im urbanen Umfeld
dar. Seit dem Jahr 2008 leben weltweit erstmals mehr Menschen in
Städten als auf dem Land und dieser Trend zur
Verstädterung - Urbanisierung genannt - wird sich in den nächsten
Jahrzehnten weiter fortsetzen. Bei der Analyse aktueller militärischer Einsätze stellt
man fest, daß Einsätze in verbautem Gebiet zunehmend an Bedeutung gewinnen! Diesem Trend folgend haben die französischen Schießlehrer
Schießtechniken entwickelt, mit denen Ziele durch Fensteröffnungen und Türöffnungen bekämpft werden können. Eine Folge von
Bekämpfungsvorgängen von links zur Öffnung kommend und danach von rechts zur Öffnung kommend bildet den Kern dieses
Schießprogrammes - jetzt!
Mit den
französischen Schießlehrern schließen wir das Kapitel Internationales auf der sonnigen Gruppengefechtsschießbahn. Es wäre schön, wenn schon im Vorfeld des nächsten EUROPEAN
COMBAT SHOOTING SEMINAR vereinbart werden könnte, daß jede teilnehmende Nation typische Teile ihres Schießprogrammes
präsentiert!
DIE ÖSTERREICHISCHE INDUSTRIE PRÄSENTIERT NEUES
Die Republik
Österreich hatte einst eine wehrtechnische Industrie, die in bester Tradition auch komplette Generationen von Großgeräten produzierte. Ihre
Wurzeln reichen bis in die Donaumonarchie hinein und ihre Unternehmen brachten stets echte Qualitätsprodukte hervor - vom Sturmgewehr 77 bis
zum Schützenpanzer Ulan!
Am Schluß einer Mischung von nicht
ganz hilfreichen politischen Schritten und stets zu geringer Abnahme von
Produkten trotz Bedarfs durch das Österreichische Bundesheer steht in unseren Zeiten die
unerquickliche Tatsache, daß die Zahl der in österreichischem Besitz befindlichen
Betriebe leicht überschaubar geworden ist! Am Sektor der persönlichen
Bewaffnung der Jäger sind da in erster Linie die sehr traditionsreiche Firma
Steyr Mannlicher und die relativ neue Marke Glock. Steyr ist ja
vor allem mit seinem Sturmgewehr 77 der traditionelle Langwaffenproduzent, während Glock mit seinem Pistolensortiment
punktet. Beide Produzenten sind zum EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR 2016 nach Bruckneudorf gekommen und präsentieren ihre Produkte zur Ansicht und natürlich
auch zum Probeschießen! Seminar Feuer frei!
In den europäischen Markt für
Infanteriewaffen ist in letzter Zeit einige Bewegung gekommen! Mehrere europäische Armeen suchen zur Zeit neue Sturmgewehre und Pistolen für
ihre Infanteristen. In Sachen Qualität können österreichische Produkte locker mit der Spitze mithalten - wir werden das Geschehen aufmerksam
beobachten!
DIE DEUTSCHE ABORDNUNG IN
BRUCKNEUDORF
Langsam zum Schluß hin
steuernd möchte ich die deutsche Abordnung beim EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR 2016 vor den Vorhang bitten! Die Bundeswehr ist ja der strategische Partner des
Bundesheeres und verfügt mit dem neugegliederten Ausbildungszentrum Infanterie in der Saaleck - Kaserne auf dem Lagerberg im fränkischen
Hammelburg über das größere Pendant zum Institut Jäger.
Im Ausbildungszentrum
Infanterie gibt es mit der IV. Inspektion eine eigene Schießinspektion.
Von Hammelburg aus haben sich drei deutsche Infanteristen auf die lange Reise nach
Bruckneudorf gemacht. Die Führung hat der Chef der IV. Inspektion Hauptmann Andreas Kruczek
inne - auf unserem Bild stehend in der Mitte angetreten! Hauptmann Kruczek war früher beim
Flugabwehrsystem Ozelot auf dem Waffenträger Wiesel 2 und hat seinen Sinn für
Präzision beim Schießen mit nach Hammelburg gebracht! Spieß Stabsfeldwebel Oliver
Martin mit der gelben Schulterschnur und Schießlehrer Hauptfeldwebel Daniel Schütze geben dem
Institut Jäger gleichfalls die Ehre ihres Besuches! Auch sie haben eine interessante und noch dazu gemeinsame Geschichte, die nicht in der Infanterie wurzelt. Oliver und Daniel sind nämlich beide
ehemalige Angehörige des leider allzu früh aufgelösten Panzergrenadierbataillons 352, das in der Hainberg - Kaserne in Mellrichstadt in der
wildromantischen Rhön stationiert war.
Einmal im Jahr wird
Hammelburg zum großen Treffpunkt der internationalen Familie der Infanteristen! Jedes Jahr im Juli veranstaltet nämlich das Ausbildungszentrum Infanterie den
Tag der Infanterie - das jährliche Treffen von bis zu 1.000 aktiven und genießenden Infanteristen! Da rockt der Lagerberg und die
Stimmung ist prächtig!
KAMERADSCHAFTSPFLEGE UND
NOCH WAS
Auch die Kameradschaftspflege kommt im
sommerlichen September des Jahres 2016 in Bruckneudorf nicht zu kurz. Neben dem täglichen gemeinsamen Essen im Speisesaal der Benedek - Kaserne gibt es auch an einem Abend in
einem Gasthaus in der Gegend ein gemeinsames Abendessen mit vielen netten
Gesprächen.
Am letzten Abend krönt eine gemeinsame Visite der imperialen Wiener Innenstadt mit einem abschließenden Besuch des Wiener Praters das Treffen von Soldaten aus sieben europäischen Armeen. Sie haben sich zum Austausch auf militärfachlicher Ebene getroffen, der mit der Zeit weit darüber hinaus gegangen ist und auch zum persönlichen Kennenlernen und zum persönlichen Austausch geführt hat!
Am Ende unseres Berichtes über das EUROPEAN COMBAT SHOOTING SEMINAR 2016 gilt es jetzt, meinen Dank abzustatten! Ich danke Herrn Hauptmann Gregor Richter und seiner Small Arms Training Section ganz herzlich für ihre freundliche Unterstützung! Diese vorzügliche und sehr angenehme Zusammenarbeit hat ganz eindeutig Lust auf jede Menge weitere, gemeinsame Projekte gemacht! Da bietet sich natürlich in allererster Linie ein schönes Portrait des Institutes Jäger förmlich an!
Zum Abschluß unseres Artikels wünsche ich allen Soldaten des
Institutes Jäger der Heerestruppenschule des Österreichischen Bundesheeres
ganz im Sinne ihres Leitspruches "Infanterie greift an!" viel Freude und Erfolg
im Dienst und ganz viel Soldatenglück!
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße
Euer Weinviertler