PEREGRINE SWORD 2012
eine multinationale Grossübung des
1. Deutsch - Niederländischen Korps
Das 1. Deutsch - Niederländische Korps wurde 1995 begründet, um als multinationales Korpskommando oder Land Component Command nach rascher Verlegung multinationale Einsätze im gesamten Auftragsspektrum durchzuführen. Der Kommandeur des 1. Deutsch - Niederländischen Korps wird abwechselnd von den beiden Lead - Nationen gestellt. Im Korpsstab - staioniert im deutschen Bundesland Nordrhein - Westfalen - dienen Soldaten aus zwölf Nationen. Ständig unterstellt sind dem Korpsstab zwei deutsch - niederländische Verbände - nämlich ein Fernmeldebataillon und ein Stabs - Unterstützungsbataillon. Der Korpsstab und seine beiden ständig unterstellten Verbände haben den Auftrag, nach Alarmierung weltweit innerhalb von dreißig Tagen aktionsfähig zu sein. Dazu verfügt das 1. Deutsch - Niederländische Korps über einen hochmobilen Gefechtsstand, der noch dazu völlig unabhängig von vorhandener Infrastruktur funktioniert. Das Korps verfügt auch schon über reiche Einsatzerfahrung - so etwa bei den ISAF - Einsätzen 2003, 2009 sowie 2010 und als Land Component Command der NATO Response Force 2005 sowie 2008.
Die für den jeweiligen Einsatz erforderlichen Kräfte werden mittels eines sogenannten Force Generation Processes maßgeschneidert unterstellt. In einsatzfreien Zeiten beträgt die Stärke etwa 1.100 Soldaten und kann für Einsätze auf bis zu 80.000 Soldaten aufwachsen. Vorrangig sind für den Einsatz im Rahmen des 1. Deutsch - Niederländischen Korps die deutsche 1. Panzerdivision mit dem Stab in Hannover und die niederländische 1. Mechanisierte Division mit dem Stab in Schaarsbergen vorgesehen. Im Rahmen des Force Generation Processes für PEREGRINE SWORD 2012 wurden dem Stab des 1. Deutsch - Niederländischen Korps folgende Kräfte in der Stärke von über 5.000 Soldaten unterstellt:
das multinationale Land Operation Support Command - die Versorgungs- und Unterstützungseinheiten
die niederländische 11. Luchtmobile Brigade - auch 11. Air Mobile Brigade / Air Assault
die niederländische 43. GemechBrigade - eine Panzergrenadierbrigade mit leichten Elementen
Teile der Deutsch - Französischen Brigade
die italienische Folgore Fallschirmjägerbrigade
deutsch - niederländische Artillerie Anteile
eine niederländische Air Defence Unit - eine AMRAAM Staffel - wer sich über dieses neue Waffensystem schlau machen will -
bitte schön, hier gibt's die Infos!
Special Operation Forces aus Deutschland, den Niederlanden und Norwegen
Die Übung PEREGRINE SWORD 2012 fand vom 16. bis 28. September 2012 statt und erstreckte sich rund um den deutschen Truppenübungsplatz Wildflecken. Das angrenzende Areal in Hessen und Bayern wurde dabei von den Übungstruppen auch für die Aufmarschphase genutzt. Das Hauptquartier - kurz HQ - der Übungstruppe NIMFOR wurde in der Gemeindehalle in Bad Brückenau errichtet. Unter Teilnahme der Zivilbevölkerung und der örtlichen kommunalen Dienste wurden realistische Übungsszenarien auch außerhalb des Truppenübungsplatzes abgehalten. In der Aufmarschphase verlegten große Truppenteile per Landmarsch von Deutschland und den Niederlanden aus in das Übungsgebiet. Die Kettenanteile der Niederländer wurden per Eisenbahntransport nach Hammelburg verlegt und von dort aus in die Kasernen, die als Feldlager dienten, verlegt.
Die Transportkomponenten - gestellt von Heeresfliegern und Luftwaffen mit Hubschraubern - wurden auf dem US - Airfield in Schweinfurt als Army Helicopter Port - kurz AHP - stationiert. Geführt wurden die Hubschrauberkomponenten vom Combined Operations Sqadron. Dabei waren:
drei Hubschrauber vom Typ CH - 47D Chinook aus den Niederlanden vom 298. Sqadron Luchtmacht
vier Kampfhubschrauber vom Typ AH - 64D Apache aus den Niederlanden vom 301. Sqadron Luchtmacht
zwei Transporthubschrauber CH - 53G vom mittleren Transporthubschrauberregiment 15 in Rheine, Deutschland
Auf Einladung der Öffentlichkeitsarbeiter des 1. Deutsch - Niederländischen Korps konnte ich an zwei Tagen die Übungsaktivitäten besuchen und auch fotografisch festhalten. Am Tag eins der Übung wurden an einer Landezone Teile der 11. Luchtmobilen Brigade für ihre Verlegung mittels Hubschraubern zusammengeführt. Diese Landezone befand sich beim ehemaligen US - Lager Brönnhof, bei dem auch ein Forward Arming Refulling Point - kurz FARP - von niederländischen Einheiten betrieben wurde. An der Landezone bereitete die 11. Bevorradingskompanie Fahrzeuge vom Typ Mercedes - Benz G und Lohr LSV für den Transport als Außenlast an Hubschraubern vor.
Als Besonderheit war auch ein mobiles Rettungszentrum der 11. AMB mit dabei, das luftverlastbar und auch sonst mittels Hubschrauber rasch verlegbar ist. Bei der Exercise PEREGRINE SWORD 2012 erleben wir dann eine Premiere - erstmals wird dieses Rettungszentrum als Außenlast an Transporthubschraubern CH - 47D Chinook außerhalb der Niederlande transportiert - viel Spaß mit den Bildern!
Aus der Landezone wurden vor allem mit den mächtigen Transporthubschraubern in mehreren Staffeln Infanteriekräfte der NIMFOR auf den Truppenübungsplatz Wildflecken verlegt. Eine solche Verlegung sieht für den Beobachter recht einfach aus - tatsächlich steckt jede Menge militärisches Handwerk dahinter! Zunächst muß eine taktisch geeignete und für den Airlift geeignete Absetzzone festgelegt werden. Meist muß diese Zone dann aufgeklärt und zur Gewährleistung der erforderlichen Sicherheit auch erkundet werden. Damit die verlegte Truppe auch für Aktionen verwendbar abgesetzt wird, muß ein Transportplan erstellt werden, der Zusammensetzung und Transportfolge der Kräfte festlegt. Bevor mit dem Airlift begonnen wird, muß auch der Schutz gegen Bedrohungen aus der Luft und vom Boden aus sichergestellt sein. Dafür werden vor allem Kampfflugzeuge zur Sicherung des Luftraumes und Kampfhubschrauber vor allem gegen Beschuß vom Boden aus eingesetzt. Auf kürzere Entfernungen ist es auch möglich, den Infanteriekräften Fahrzeuge als Außenlast an den Transporthubschraubern zuzuführen - was uns die folgende Fotoschau auch eindrucksvoll zeigt!
Am Tag zwei wurden am Truppenübungsplatz Wildflecken die angelandeten NIMFOR - Truppen durch Artillerie und Mörsereinheiten der niederländischen Landmacht geschützt und eine Landezone gesichert. Zunächst führte die 11. Mortiercompagnie - auf Deutsch Mörserkompanie - in der Alpenrepublik Granatwerferkompanie genannt - vor, wie sie mit ihren Thomson - Brandt - Mörsern Unterstützungsfeuer für die Infanterie schießt. Dieser Mörser ist eine französische Konstruktion im Kaliber 120 Millimeter mit einer Höchstschußweite von über 8.000 Metern. Die 11. Mortiercompagnie gehört zur 11. Luchtmobile Brigade und bildet mit ihren Mörsern das Steilfeuerelement dieser Brigade.
Bei diesem Besuchertag für diverse Delegationen wurde das Schießen der niederländischen und deutschen Panzerhaubitzen 2000 im Verbund vorgeführt. Dies stellt eine Besonderheit dar, weil die beiden äußerlich identischen Haubitzen in Sachen Feuerleitausstattung unterschiedliche Systeme an Bord haben. Diese Panzerhaubitze ist ein deutsches Produkt und gilt als die modernste und leistungsfähigste Panzerhaubitze. Die Panzerhaubitze 2000 hat ein Kaliber von 155 Millimeter, kann bis zu 60 Geschoße mitführen, wiegt über 55 Tonnen und kann als autonomes Einzelgeschütz ab Eingang des Feuerkommandos Feueraufträge in unter 90 Sekunden ausführen. Vielleicht noch zur Information - bei Einsätzen in Afghanistan konnte auf bis zu 42 Kilometer präzises Unterstützungsfeuer geschossen werden! So beeindruckend wie die Leistungsdaten ist es auch, die Panzerhaubitze 2000 im scharfen Schuß zu sehen!
Neben der Steilfeuerkomponente aus Mörsern und Panzerhaubitzen zur Unterstütung der Infanterie waren auch Schützenpanzer vom Typ CV 90/35 NL zur Nahsicherung eingeteilt. Der CV 90 ist eine schwedische Konstruktion und ist in den nordischen Staaten Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark sowie in der Schweiz und eben in den Niederlanden eingeführt. Der CV 90/35 NL ist in einem Zweimannturm mit einer 35 Millimeter Maschinenkanone und mit einem 7,62 Millimeter Koaxialmaschinengewehr bewaffnet. Neben der Panzerbesatzung Kommandant, Richtschütze und Fahrer kann eine Panzergrenadiergruppe mit sieben Soldaten unter Panzerschutz transportiert werden. Die niederländische Landmacht hat für ihre vier Pantser - Infanterie - Bataljone insgesamt 184 CV 90/35 NL verschiedener Varianten bestellt - wobei anzumerken ist, daß das 44. Pantser - Infanterie - Bataljon Panzer mit einer Zusatzpanzerung erhält, die das Gesamtgewicht von 31 auf 38 Tonnen erhöht - aber natürlich auch den Schutz der Soldaten wesentlich verbessert!
Als Besonderheit dieses Übungstages wurde eine offizielle Delegation aus Zivilisten, Medienvertretern und hochrangigen internationalen Offizieren mit einem bewaffneten Konvoi der Deutsch - Französichen Brigade von Bad Brückenau zum Truppenübungsplatz Wildflecken verlegt. Dabei waren neben anderen Begleitfahrzeugen auch neue, moderne und hochgeschützte Armored Personnel Carrier vom Typ GTK BOXER der Deutsch - Französischen Brigade. Das Gepanzerte Transport Kraftfahrzeug BOXER - so die Volltextversion - ist das neue gepanzerte Transportmittel und Mutterschiff der deutschen Infanterie. Es entstammt einer ursprünglichen Entwicklungsinitiative mehrerer europäischer Staaten, von denen am Ende nur Deutschland und die Niederlande das GTK BOXER einführen. Als Besonderheit besteht dieser Radpanzer aus einem Fahrmodul, auf das je nach Bedarf verschiedene Missionsmodule aufgesetzt werden können. Die Bewaffnung besteht aus einer fernbedienbaren leichten Waffenstation 200 mit einem 12,7 Millimeter - Maschinengewehr oder einer 40 Millimeter - Granatmaschinenwaffe, die vom Fahrzeuginneren aus unter Panzerschutz bedient werden kann. Das GTK BOXER ist der derzeit bestgeschützte Radpanzer - auch mit bereits einigen positiven Einsatzerfahrungen aus Afghanistan!
Außerdem zu sehen waren beim abschließenden Rundgang auch ein nagelneuer Dingo 2 in der Konfiguration GSI - was
Gefechtsschaden - Instandsetzung bedeutet!
Auf Einladung der Öffentlichkeitsarbeiter des 1. Deutsch - Niederländischen Korps habe ich bei PEREGRINE SWORD 2012 in sehr angenehmer und freundlicher Atmosphäre zwei tolle Tage mit vielen interessanten Einblicken und Eindrücken verbringen dürfen. Dafür möchte ich meinen herzlichen Dank nach Münster schicken - an die Öffentlichkeitsarbeiter des 1. Deutsch - Niederländischen Korps, die mich kompetent und charmant durch die beiden Tage begleitet haben! Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch beim 1. Deutsch - Niederländischen Korps!
mit freundschaftlichem Gruß
Euer PzBrig 15