W - P - MILITÄRARCHIV PRÄSENTIERT
Teil 1 - Das Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia"
übt auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig
Kampf im urbanen Raum, Dienst am Checkpoint und Scharfschießen
Hallo liebe Kameraden!
Wir schreiben
das Jahr 2015 - genauer gesagt die zweite Novemberhälfte des Jahres 2015! Nach den doch recht angenehmen Temperaturen im Oktober schickt Väterchen Frost zum
ersten Mal seine deutlich spürbare Vorhut in unser Land. Alle Studien in Sachen staatlicher Sicherheit, die den europäischen Armeen Vorwarnzeiten von zehn Jahren
und mehr für den Wiederaufbau von größeren und leistungsfähigeren militärischen Kapazitäten zugestanden hatten, gehen gerade den Weg in die Archive oder allen
Altpapiers! Alle Armeen in ganz Europa haben ihre bewährten Reserveverbände in Rente geschickt oder bauen sie gerade mühevoll wieder auf - so macht uns ein
schneller Blick über die militärische Landkarte Europas glauben! Wirklich alle? Nein - in der Alpenrepublik Österreich gibt es sie wie schon immer - die Jägerbataillone der
Miliz! Das Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" ist das Jägerbataillon der Miliz des Österreichischen Bundesheeres mit dem
Ehrennamen einer großen, epocheprägenden österreichischen Herrscherin!
Milizsoldaten nennt das Österreichische Bundesheer seine Teilzeitsoldaten, die einen Zivilberuf ausüben und auf freiwilliger Basis bei Übungen und Einsätzen zur Sicherheit unserer Heimat tatkräftig beitragen. Milizsoldaten sind darüber hinaus unersetzliche Träger der zahlreichen Auslandseinsätze des Österreichischen Bundesheeres, in deren Kontingenten sie oftmals die Mehrheit der Soldaten stellen!
Im Inlandseinsatz hingegen unterstützen viele Milizsoldaten zusätzlich zu ihren Ausbildungsgängen und ihrer Teilnahme an Übungen ihrer Verbände aktive Bataillone und auch Ausbildungseinrichtungen wie etwa die Heerestruppenschule unermüdlich bei Übungen und Ausbildungen. Im Frühjahr des Jahres 2015 wurde nach einer längeren Bearbeitungsphase in die längst fällige Neuausrichtung der Miliz gestartet!
Die österreichischen Jägerbataillone der Miliz - eines in jedem Bundesland, in der Bundeshauptstadt Wien zwei - unterstehen in Zukunft weiterhin dem Militärkommando ihres Bundeslandes. Die Verantwortung für die Mobilmachung wandert aber wie in guten alten Zeiten schon so gehandhabt vom Militärkommando wieder zum aktiven Partnerbataillon - beim Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" zur Garde in Wien. Die Miliz erhält als ihren neuen Hauptauftrag Schutz kritischer Infrastruktur mit klarem regionalen Bezug. Kritische Infrastruktur ist einfach und kompakt formuliert alles, was unsere heutige Gesellschaftsform und somit Wirtschaftsform am Laufen hält - wie etwa die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser, Energieversorgung, Informations-übermittlung und Verkehrswege. Im Zuge der Spezialisierung auf diesen Schutzauftrag werden der schwere Granatwerferzug und der Panzerabwehrlenkwaffenzug aus der Gliederung der Jägerbataillone der Miliz herausgenommen und alle drei Jägerkompanien um einen Jägerzug verstärkt. Für eine verbesserte Ausrüstung der Milizsoldaten will man 29 Millionen Euro bereitstellen. Geneigte Beobachter sind herzlich dazu eingeladen, genau zu beobachten, ob dieses Vorhaben zum Heimatschutz im besten Sinne des Wortes der Papierform entkommt!
Das Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" setzt sich zusammen aus Bataillonsstab - Stabskompanie, von der Führungsteile, Versorgungsteile und Unterstützungsteile geführt werden - 1. Jägerkompanie - 2. Jägerkompanie - 3. Jäger-kompanie. Das Bataillon verfügt über sehr bewährte Infanteriebewaffnung, die nach den bereits vorgestellten Adaptierungen ab dem Beginn des Jahres 2016 aus Pistole 80, Sturmgewehr 77, Scharfschützengewehr 69, Maschinengewehr 74 und dem Panzerabwehrrohr 66/79 besteht. Bei anstehendem taktischen Bedarf können die Maria Theresienjäger weiterhin lageangepaßt mittels Truppeneinteilung mit schweren Unterstützungselementen verstärkt werden. Das Kommando über das Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" führt derzeit als "acting Commander" Oberstleutnant Bernhard Schulyok. Aktiver Partnerverband der Maria Theresienjäger ist die Garde in der Wiener Maria Theresien - Kaserne.
Ein oder in unserem Fall sogar eine ganze Menge Blicke mehr auf das Leben Maria Theresias lohnen sich definitiv - dazu möchte ich
zunächst herzlich einladen! Erzherzogin Maria Theresia Walpurga Amalia Christina von Österreich - so ihr voller Name - erblickte am 13. Mai 1717 in Wien das
Licht der Welt. Sie war das zweite Kind von Kaiser Karl VI und seiner Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig - Wolfenbüttel. Kaiser Karl
VI war Mitglied des österreichischen Zweiges des Hauses Habsburg und hatte nach dem sehr frühen Tod seines einzigen Sohnes keinen männlichen Nachfolger mehr - im 18. Jahrhundert ein
echtes Problem!
So bestimmte Kaiser Karl VI im Jahr 1713 mit der sogenannten Pragmatischen Sanktion zum einen, daß das Land nicht durch Vererbung geteilt werden dürfe und zum anderen, daß seine älteste Tochter seine Nachfolge antreten könne, wenn kein männlicher Thronfolger verfügbar ist. Am 12. Februar 1736 fand in Wien die Hochzeit von Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen statt. Es soll eine wirkliche Liebesheirat gewesen sein, der eine glückliche Ehe mit sechzehn Nachkommen folgte. Die Geschichtsschreibung berichtet uns allerdings auch von den amourösen Außenstellen des Gatten - wozu uns die nämliche Geschichtsschreibung auch gleich die Namen Gräfin Colloredo, Gräfin Pallfy und Fürstin von Auersberg mit überliefert.
Nach dem Tod Kaiser Karls VI übernahm Maria Theresia als regierende Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen die Regierungsgeschäfte. So war - aus dem österreichischen Blickwinkel des 18. Jahrhunderts betrachtet - schon diese Thronfolge ihre erste Reform! Die vermeintlich schwache Frau auf dem Thron in Wien animierte die anderen europäischen Mächte, Ansprüche auf diverse Teile des Habsburgerreiches anzumelden. Ganz besonders eilig hatte es damit der preußische König Friedrich II, der seine Truppen die österreichische Provinz Schlesien besetzen ließ und so den Ersten Schlesischen Krieg auslöste. Gleichzeitig hatte Maria Theresia noch den Österreichischen Erbfolgekrieg gegen fast alle anderen europäischen Mächte ihrer Zeit auszufechten. Nach dem Zweiten Schlesischen Krieg mit mehreren preußischen Siegen mußte Maria Theresia im Vertrag von Dresden den Verlust Schlesiens bestätigen. Auch der Österreichische Erbfolgekrieg verlief wenig erfolgreich - allerdings auch ohne schwere österreichische Niederlagen. Trotz ihrer oftmals verzweifelten Lage hat Maria Theresia - wie sie später einmal schrieb - "Herzhaft agiert, alles hazadiert und alle Kräfte angespannt!"
Als Erfolg stellten sich 1745 Wahl und Krönung ihres Gatten als Franz I Stephan zum römisch - deutschen Kaiser ein. Fortan wurde die Herrscherin stets als Kaiserin Maria Theresia tituliert - obwohl eigentlich ihr Mann Franz Stephan Kaiser war! Der trat allerdings schon zu Kriegsbeginn für Konsens und Ausgleich ein und widmete sich in der Folge äußerst erfolgreich den Finanzen der kaiserlichen Familie. Nach dieser Phase der Absicherung ihrer Thronfolge begann Kaiserin Maria Theresia mit einem ganzen Bündel an Reformen in so gut wie allen Bereichen ihres Reiches - wozu ich zu einem Überblick zum Thema Reformen im Militärbereich herzlich einladen möchte!
Schon 1741 ordnete Maria Theresia an, daß jedes Regiment eine eigene
Militärkapelle haben solle, um die Truppen im Kampfe anzufeuern. Die kürzlich geführten Kriege zeigten der Herrscherin und ihrem Beraterstab dringenden
Reformbedarf im Heeresbereich. Dabei scheute man sich nicht, von Kriegsgegnern zu lernen und so wurde die preußische Armee
zum wichtigen Vorbild. Bemerkenswert rasch wurde die Stärke der regulären Armee auf 108.000 Mann verdoppelt, wozu dann noch rund 40.000 Mann Grenzsoldaten an der
Militärgrenze im Südosten zu zählen waren. Als Feldmarschallleutnant wurde Leopold Joseph Graf von Daun 1748 mit Entwurf und Einführung einer neuen
Heeresorganisation betraut und entwarf dazu bemerkenswert rasch das Daunsche Reglement von 1749. Im Auftrag Maria Theresias errichtete er im Jahr 1751 die
Theresianische Militärakademie, die bis in unsere heutigen Tage den Auftrag der Kaiserin: "Mach' er mir tüchtige Offiziere und rechtschaffene Männer draus!" als
älteste Militärakademie der Welt erfüllt und die diesen Ehrennamen mit Stolz führt!
Feldmarschall Karl Alexander von Lothringen als Bruder Franz I Stehpans - also der Schwager Kaiserin Maria Theresias - arbeitete gleichfalls an der Reform der Armee mit. Feldmarschall Josef Wenzel Fürst von Liechtenstein schließlich erhielt das Amt des Generaldirektors über die Artillerie und schrieb Militärgeschichte, indem er die Artillerie zielgerichtet zum stärksten Teil des kaiserlichen Heeres formte!
Alle diese drei Heeresreformer waren übrigens mit Maria Theresia - wie wir in unserem heutigen Zeitalter sagen würden - bestens vernetzt und so konnten Entscheidungen rasch eingeholt werden! Das wirkte sich natürlich äußerst günstig auf die zügige Umsetzung der Heeresreform aus - hm, ob wir daraus heute bei unseren Reformprojekten vielleicht sogar noch jede Menge lernen können? Schon stand 1756 mit dem Siebenjährigen Krieg - übrigens einer weltweiten Konfrontation von Bündnissen - der nächste Waffengang für Maria Theresia und ihre Armee an. Die österreichische Armee kämpfte im Siebenjährigen Krieg wieder gegen die preußische Armee unter Friedrich II dem Großen. Diesmal konnte man den Preußen durchaus Paroli bieten und bemerkenswerte Siege wie etwa jenen von Feldmarschall Daun in der Schlacht von Kolin am 18. Juni 1757 erringen. Nach wechselhaftem Verlauf gingen die Kämpfe wohl wegen beidseitiger Erschöpfung mit dem Frieden von Hubertusberg am 15. Februar 1763 ohne Triumph zu Ende.
Kaiserin Maria Theresia hatte damit zwar Schlesien endgültig verloren - aber den ungeteilten Bestand der
österreichischen Monarchie dauerhaft gesichert! Bald erlitt sie mit dem Tod ihres Mannes Franz Stephan am 18. August 1765 ihren schwersten persönlichen
Schicksalsschlag. Sie soll dazu in einem Brief geschrieben haben: "Ich verlor einen Gatten, einen Freund, den einzigen Gegenstand meiner Liebe!" Von diesem Tag an war Maria
Theresia nur noch in schwarze Witwentracht gekleidet.
Ihr Sohn Joseph avancierte zum Nachfolger des Vaters als Kaiser und wurde auch Mitregent in der österreichischen Monarchie. Dies führte zu zahlreichen politischen Konflikten zwischen Mutter und Sohn, die bis zum Tod von Maria Theresia am 29. November 1780 andauerten. Nach einem langen Leben als Monarchin wurde Kaiserin Maria Theresia am 3. Dezember 1780 an der Seite ihres Mannes Franz Stephan in einem Doppelsarkophag in der Kapuzinergruft zur letzten Ruhe gebettet.
So erscheint die zunächst vermeintlich schwache Frau auf dem Thron in Wien in der historischen Rückschau
als charismatische Herrscherin und eifrige Reformerin, die in den vier Jahrzehnten ihrer Regentschaft in ihrem Reich viel bewegt hat! Sogar von ihrem wahrlich hartnäckigen
preußischen Dauerrivalen König Friedrich II dem Großen - dem Alten Fritz - ist uns das wertschätzende Zitat über Kaiserin Maria Theresia überliefert: " Sie hat
ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht !"
Maria Teresia genoß hohes Ansehen in der Armee und das schon im Jahr 1741 begründete k. u. k. Ungarische Infanterie-regiment "Kaiserin und Königin Maria Theresia" Nr. 32 macht das auch augenscheinlich. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg strebten die Völker der Donaumonarchie auseinander und es kam gemeinsam mit der Auflösung der Donaumonarchie auch zur Abrüstung der gemeinsamen Armee. Im Österreichischen Bundesheer der Ersten Republik erneuerte man diese jahrhundertealte Tradition aber schon bald mit dem Oberösterreichischen Alpenjägerregiment "Kaiserin Maria Theresia" Nr. 8 mit Garnison in der Stadt Wels. Im Österreichischen Bundesheer unserer heutigen Zweiten Republik schließlich ist Maria Theresia seit dem Jahr 1967 Namensgeberin für die weitläufige Maria Theresien - Kaserne im noblen Wiener Gemeindebezirk Hietzing.
Die Herrscherpersönlichkeit der Kaiserin Maria Theresia läßt sich rückblickend wohl am trefflichsten mit standfest, entschlußfreudig und reformeifrig beschreiben! Der Stab der Maria Theresienjäger hat das wohl genauso gesehen und will genau diese Eigenschaften zu Konstanten seines Dienstes für unser Land machen. Und so führt ein Jahrhundert nach einem Infanterieregiment der Armee unserer Kaiserzeit und etwa achtzig Jahre nach einem Alpenjägerregiment des Bundesheeres der Ersten Republik mit dem Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" wieder ein Verband des Österreichischen Bundesheeres den Ehrennamen der charismatischen Herrscherin!
Nach ganz schön viel österreichischer Geschichte sind wir jetzt wieder im November des Jahres 2015 angekommen! Am Morgen des 23. November 2015 rückt die Masse der Milizsoldaten des Jägerbataillons Wien 2 "Maria Theresia" zügig zu ihrer Verbandsübung HERBSTWACHT 2015 ein. Schon in der Woche vor diesem Montag im Herbst des Jahres 2015 ist das Schlüsselpersonal, das für die Mobilmachung benötigt wird, in den Dienst getreten. Vorbei am Denkmal von Kaiserin Maria Theresia weist ein Schild den Weg zum Einchecken in einer Aufnahmestraße, wo die Militärbürokratie zu ihrem Recht kommt. Am frühen Nachmittag des 23. November wird die Verlegung der Maria Theresienjäger auf den Truppenübungsplatz Allentsteig mit dem Bataillonsantreten auf dem großen Antreteplatz in der Maria Theresien - Kaserne feierlich eröffnet.
Das pünktlich in der Stärke von über 400 Soldaten angetretene Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" wird dem Wiener Militärkommandanten Brigadier Kurt Wagner und seinem "acting Commander" Oberstleutnant Bernhard Schulyok gemeldet. Brigadier Kurt Wagner begrüßt die Übungstruppe und dankt den Soldaten für ihre Bereitschaft zum Dienst für unser Land. Oberstleutnant Bernhard Schulyok skizziert nach seiner Begrüßung seinen Soldaten Ideen und Ziele der Milizübung HERBSTWACHT 2015.
Der Assistenzeinsatz an der Staatsgrenze hat seinen Weg auch auf den Antreteplatz in
der Maria Theresien - Kaserne gefunden. Das Streitkräfteführungskommando will sich den reichen Erfahrungsschatz der Milizsoldaten zu Nutze machen und hat für dieses
Vorhaben eigens einen Vertreter zum Bataillonsantreten geschickt, der die Maria Theresienjäger zur Mitwirkung am personalintensiven Assistenzeinsatz an der
Staatsgrenze einlädt! Jetzt aber Anmarsch zur Bilderschau vom Bataillonsantreten!
Für den Assistenzeinsatz an der Staatsgrenze werden schon länger Milizsoldaten auf freiwilliger Basis gesucht. Dies sollte man gleich zum Anlaß nehmen, die Miliz mit rasch für Einsätze verfügbaren Reaktionselementen weiterzuentwickeln. In diese Reaktionselemente können sich freiwillig Milizsoldaten melden, deren persönliche Verhältnisse es erlauben, rasch in Einsätze zu gehen. Integraler Bestandteil dieses Systems muß ein Anreizsystem für die Milizsoldaten und für deren Arbeitgeber sein!
Der Assistenzeinsatz an der Staatsgrenze hat auch eine ganz direkte Auswirkung auf die HERBSTWACHT 2015! Ursprünglich war diese Übung in ihrem Vorlauf auf dem Truppenübungsplatz Bruckneudorf geplant gewesen. Der Truppenübungsplatz Bruckneudorf liegt aber im Einzugsbereich der Ostgrenze und somit war damit zu rechnen, daß dort Unterkünfte kurzfristig für den Assistenzeinsatz benötigt werden. Folglich hat der Stab des Jägerbataillons Wien 2 "Maria Theresia" flott umgeplant!
Und so geht es nach dem Bataillonsantreten in das Waldviertel - einer Region mit faszinierender, manchmal auch urtümlicher Landschaft! Dort ist das Lager Kaufholz das neue Ziel der Autobusse der Maria Theresienjäger. Das Lager Kaufholz liegt am nördlichen Rand des für uns österreichische Soldaten wohl ohne Zweifel legendären Truppenübungsplatzes Allentsteig. Generationen österreichischer Soldaten haben schon dort ihre Manöver und Übungen abgehalten - da bietet sich ein Kurzportrait an!
Der Truppenübungsplatz Allentsteig ist mit etwa 157 Quadratkilometern der weitaus größte Truppenübungsplatz des Bundesheeres. Dieser Übungsraum wurde in der Zeit des Dritten Reiches geschaffen, weil dieser Teil des Waldviertels recht dünn besiedelt war und dafür ziemlich gut geeignet war. Im Jahr 1938 wählte die Wehrmacht von einer dortigen Ortschaft abgeleitet dafür den Namen Döllersheim. Zur Schaffung des Truppenübungsplatzes Döllersheim wurden rund 6.800 Menschen aus zweiundvierzig Ortschaften abgesiedelt. Im Zweiten Weltkrieg wurden dann auf dem Truppenübungsplatz laufend deutsche Kampfverbände zusammengestellt und für den Fronteinsatz vorbereitet. Dort gab es auch einige Kriegsgefangenenlager, von denen das bekannteste das Offizierslager Edelbach für französische Offiziere war.
An diese wohl ohne Zweifel düsterste Zeit gemeinsamer deutsch - österreichischer Geschichte erinnert uns heute noch der Soldatenfriedhof Allentsteig, auf dem fast viertausend Soldaten des Zweiten Weltkrieges ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Siegermacht Sowjetunion den Truppenübungsplatz und wickelte dort einen ziemlich intensiven Übungsbetrieb ab. Nach der Wiedererlangung der vollen Eigenstaatlichkeit im Jahr 1955 hat das Österreichische Bundesheer den Truppenübungsplatz Allentsteig in Besitz genommen.
Heute befinden sich dort die Liechtenstein - Kaserne - ein Standort des Aufklärungs- und Artilleriebataillons 4 - und das Lager Kaufholz als Unterkunft für übende Truppen. Im Kalten Krieg war der Truppenübungsplatz eine vor allem auf die Raumverteidigung und den Panzerkampf ausgerichtete Übungsfläche. In den letzten Jahren wurden dort zusätzliche Ausbildungsanlagen errichtet, um auch Einsatzvorbereitungen für das heutige Spektrum an Einsätzen zu bestreiten. Der Truppenübungsplatz Allentsteig wird auch von anderen Armeen sehr gerne für Training und Einsatzvorbereitung benützt.
So konnten wir im Jahr 2015 bei der DYNAMIC RESPONSE 2015 Kontingente aus Deutschland und
Tschechien begrüßen! Am Truppenübungsplatz Allentsteig ist also richtig was los - im Jahresdurchschnitt üben etwa 30.000 Soldaten an rund 200 Tagen! Aber - und
das ist ganz bemerkenswert - dieser Übungsraum ist auch ein Naturparadies mit seltener Fauna und Flora! Einblicke in diese herbe, weitläufige Landschaft zu bekommen ist nicht
einfach - aber der Ladeschütze eines Leopard stellt uns jetzt exklusiv den Truppenübungsplatz Allentsteig von seinem Platz aus
vor!
Die HERBSTWACHT 2015 dient für das Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresa" mit eindeutig gewähltem Schwergewicht dazu, Fähigkeiten für den neuen Hauptauftrag der Miliz Schutz kritischer Infrastruktur aufzubauen und zu pflegen. Neben dem Schießprogramm sind das vor allem der Dienst am Checkpoint und der Kampf im urbanen Raum. Seit dem Jahr 2008 leben auf unserer Erde erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land und der starke Trend zur Verstädterung - Urbanisierung genannt - wird sich in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich weiter fortsetzen.
Bei der Analyse aktueller militärischer Einsätze stellt man auch eindeutig fest, daß militärische Einsätze im verbauten Gebiet zunehmend an Bedeutung gewinnen. Als Folge der Urbanisierung liegen auch immer mehr Schutzobjekte der zu schützenden kritischen Infrastruktur in urbanen Räumen. Diesen Einsatz-erfordernissen folgend hat die Heerestruppenschule schon bald nach ihrer Aufstellung neue Verfahren und Gefechtstechniken entwickelt, um Einsätze im urbanen Raum durchführen zu können. Bemerkenswert rasch hat man danach für diese neue Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig mit den vereinten Ideen und Kräften mehrerer Verbände die Urbane Trainingsanlage Steinbach in's Leben gerufen. Dafür wurde das für die Schaffung des Truppenübungsplatzes verlassene Dorf Steinbach nahe Allentsteig ausgewählt.
Der schon vorhandene, ältere Häuserbestand mit einer kleinen Dorfkirche wurde um mehrere neue Gebäude und eine ganze Menge Fassadendarstellungen erweitert. So entstand schließlich eine recht ansehnliche Ortschaft mit Gehöften, Häusern mit komplettem Innenleben und mit Fassaden und dahinter passend für Trainingszwecke angedeuteten Innenräumen. Damit sind Ausbildung und Einsatztraining für den Kampf auf Straßen, auf Flächen zwischen den Häusern und in den Häusern möglich.
Das Anlegen von zwei Trümmerstrecken ermöglicht Ausbildung und Einsatztraining für den Kampf in
Trümmerfeldern und das Training für das Retten und Bergen von Verschütteten an Schadstellen, die durch vorangegangene Kämpfe
oder durch Terroranschläge entstanden sind. Die Urbane Trainingsanlage Steinbach entstand in mehreren Monaten Bauzeit und wurde im November des Jahres 2011 feierlich eröffnet. Mittlerweile
entstand auch noch ein Bahnhof - Bilderschau UTA Steinbach Abfahrt!
Der Raum Steinbach bildet somit das Schlüsselgelände der HERBSTWACHT 2015. Unsere Bilderschau zeigt uns auch die jahrzehntealte Binsenweisheit österreichscher Soldaten - nämlich, daß der Winter im Waldviertel immer einen Marschschritt voraus ist! Die Temperaturen sind stets schon einige Grade tiefer und die Ortschaft Steinbach ist schon von den ersten Schneeflocken des nahenden Winters leicht angezuckert!
In diesem ersten Teil unserer Artikelreihe über die HERBSTWACHT 2015 haben wir Neues
von der Neuausrichtung der Miliz und Wissenswertes über das Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" sowie über Kaiserin Maria Theresia und ihre Zeit vorgestellt. Nach dem
Bataillonsantreten folgte Informatives über unseren Truppenübungsplatz Allentsteig und die Präsentation des Schlüsselgeländes der HERBSTWACHT
2015.
Für einen Kameraden in der emsigen Öffentlichkeitsarbeitszelle des Jägerbataillons Wien 2 "Maria Theresia" war die Zeit der HERBSTWACHT 2015 auch eine Zeit der freudigen Erwartung. Mutter und Kind sind wohlauf - wir gratulieren herzlich und wünschen der jungen Familie ein schönes Familienleben! Den Öffentlichkeitsarbeitern der Maria Theresienjäger sei zum Finale für ihre Unterstützung ganz herzlich gedankt!
Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen
beim Jägerbataillon Wien 2 "Maria Theresia" !
Und so schließe ich mit dem genau passenden neuen Wahlspruch -
"Haben herzhaft agiert, alles bedacht und alle Kräfte angespannt !"
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße
Euer Weinviertler