INFORMATIONSLEHRÜBUNG LANDOPERATIONEN 2015
TEIL 3 - NOCH MEHR TRUPPENGATTUNGEN IN MUNSTER
Hallo liebe Kameraden!
Ein herzliches Willkommen beim dritten Teil unserer Artikelreihe über die ILÜ Landoperationen 2015 in Munster! Wir melden uns mit frischem Schwung von der Station "Landstreitkräfte im Einsatz" im Home of German Tanking Munster zum Bericht zurück! Mit der Informationslehrübung Landoperationen 2015 von 7. bis 15. Oktober 2015 präsentieren das Ausbildungszentrum Munster und die Panzerlehrbrigade 9 im vernetzten Einsatz mit der niederländischen 43. Gemechaniseerden Brigade dem Führungsnachwuchs aktuelle Einsatzsysteme und Einsatzszenarien. Das Gros der Teilnehmer des Events stellen die Frequentanten der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und der Offizierschule des Heeres im fernen Dresden.
Bei der Informationslehrübung des Jahrganges 2015 werden im vernetzten Einsatz von Heer, ein klein wenig Luftwaffe, Streitkräftebasis und Zentralem Sanitätsdienst mehr als 3.000 Soldatinnen und Soldaten und rund 700 Gefechtsfahrzeuge zum Einsatz gebracht. Der erste Teil unserer Artikelreihe über die Informationslehrübung Landoperationen 2015 diente zunächst der Einweisung in die Teilstreitkraft Heer und die beiden Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst.
Darauf folgten die Vorstellung der Panzerlehrbrigade 9 als der Rahmenbrigade der ILÜ 2015, des Ausbildungszentrums Munster und der erstmalig teilnehmenden 43. Gemechaniseerden Brigade aus den Niederlanden. Bemerkenswerterweise hat das Presse- und Informationszentrum des Heeres schon mehrere Tage vor dem eigentlichen Event zu den Medientagen der ILÜ 2015 geladen und damit eine tolle Einsatzlage für Berichterstatter geschaffen! Daher Befehl - "Abmarsch nach Munster!"
Mit dieser perfekten Unterstützung eröffneten wir an der ersten Station der ILÜ 2015 "Landstreitkräfte im Einsatz" mit der
Heeresaufklärungstruppe das Treffen zur dynamischen Präsentation der Truppengattungen des deutschen Heeres. Im zweiten Teil
unserer Artikelreihe stellten wir ausführlich die Truppengattung Infanterie samt ihrem System Infanterist der Zukunft - Erweitertes System und den Sanitätsdienst
vor!
Kernsubstanz einer Armee ist die Fähigkeit zum Kampf der verbundenen Waffen. Nur im Kampf der verbundenen Waffen kann eine Armee sowohl ihr Land mit plausibler Aussicht auf einen Abwehrerfolg verteidigen als auch in internationalen Einsätzen Friedensstörer in ihre Schranken weisen. Zum Kampf der verbundenen Waffen gehört auch die Fähigkeit des Heeres, für die eigene Einsatzführung in einem breiten Spektrum von Aufträgen mit seinen Heeresfliegern den Luftraum nützen zu können. Uns führt jetzt das signalrote Tuch des Infanteristen zielgenau zum Auftragsspektrum der Heeresflieger. Zum breiten Auftragsspektrum der Heeresflieger gehören vier Gruppen von Aufträgen - Transport von Personen und Material - luftgestützte Führung - luftgestützte Aufklärung - Kampfaufträge.
Zur Erfüllung dieser Aufträge sind die Einsatzverbände mit Transporthubschraubern und mit Kampfhubschraubern ausgestattet. Die Heeresflieger gliedern sich in drei Hubschrauberregimenter und ihre Ausbildungseinrichtung, in der aber nicht alle Hubschraubertypen der Heeresflieger ausgebildet werden. Dafür wird in Bückeburg
auch der Pilotennachwuchs aus Partnernationen ausgebildet - hier der Überblick:
Internationales Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg
Transporthubschrauberregiment 10 "Lüneburger Heide" in Faßberg
Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten
Kampfhubschrauberregiment 36 "Kurhessen" in Fritzlar
Das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg ist als zentrale Ausbildungsstätte der Heeresflieger
Bestandteil des Ausbildungskommandos des Heeres. Sein Auftrag ist Ausbildung des Pilotennachwuchses aller Teilstreitkräfte zunächst auf dem Eurocopter EC 135 und danach die
Musterschulungen für die Transporthubschrauber sowie die Ausbildung der Hubschraubertechniker. Die drei Heeresfliegerregimenter hingegen unterstehen der
Division Schnelle Kräfte des Heeres. Dort fliegen zwei ziemlich neue Hubschrauber, die wir gerne
vorstellen!
Der Mehrzweckhub-schrauber NH 90 ist ein gemeinsam ins Leben gerufenes Projekt Frankreichs, Italiens, der Niederlanden und Deutschlands. Leitende Projektidee der vier beteiligten Staaten war, gemeinsam von einem Basismuster aus eine Hubschrauberfamilie zu entwickeln. Der NH 90 ist ein Hubschrauber der 10 - Tonnen - Klasse und verfügt als erster in größerer Serie gebauter Hubschrauber über ein elektronisches Flugsteuerungssystem. Bald nach dem Eintreffen der ersten Exemplare bei den Heeresfliegern sorgte im Jahr 2010 der Erprobungsbericht einer Expertengruppe des Heeres für Aufsehen, der dem NH 90 mangelnde Eignung für den Transport von Infanteristen im Einsatz attestierte. Die deutschen Heeresflieger werden gemäß neuesten Planungen 82 NH 90 erhalten.
Ein paar technische Daten des NH 90 in der Heeresversion - mit einer Leermasse von fast 7,0 Tonnen maximales Abfluggewicht 10,6 Tonnen - mit rund 4.850 Pferdestärken bis zu 305 km/h schnell - Dienstgipfelhöhe 6.000 Meter - Besatzung zwei Piloten - Bewaffnung mit zwei Türmaschinengewehren möglich - elektronisches Selbstschutzsystem - Transport von bis zu 20 Soldaten oder 12 Tragen möglich.
Mit den NH 90 sollen vor allem die beiden Transporthubschrauberregimenter 10 und
30 der Division Schnelle Kräfte des Heeres ausgestattet werden. Vier NH 90 des Transporthubschrauberregimentes 10 "Lüneburger Heide" sind bereits im Jahr
2013 im fernen Afghanistan in der Rolle der Forward Air Medical Evacuation eingesetzt worden. Bemerkenswert - zwanzig Jahre nach dem Erstflug des NH 90 und nach
rund 70.000 Flugstunden weltweit hat man in der Bundeswehr ein eigenes Prozedere für das Abkühlen der Triebwerke und zum Bedienen der
Feuerlöschanlage eingeführt!
Zusammen mit jüngst gemeldeten Problemen am Rotorkopf und der Ankündigung von Airbus Helicopters, die Überkopfkonsole nach mehrmaliger Rauchentwicklung im Cockpit neu zu "designen", ergeben sich ungemein starke Indizien für eine mangelnde Feldverwendungsfähigkeit des vom Design der Zelle her optisch ansprechenden Hubschraubers. Nach vielen Jahren des Wartens und beträchtlichem Geldeinsatz werden die deutschen Heeresflieger alle Hemmnisse bewältigen müssen, weil sie den NH 90 als Ersatz des Oldies but Goldies UH - 1D dringend brauchen! Teil ihres Auftrages ist der Auftritt des NH 90 bei der ILÜ 2015 - gleich in der ersten Bilderschau!
Der Mehrzweckhubschrauber NH
90 benötigt generell und ganz speziell in den heutigen Stabilisierungseinsätzen mit Einsatzgebieten, in denen meist kein klarer Frontverlauf existiert und
Gefahren für ihn überall lauern können, den Schutz und die kampfkräftige Unterstützung durch einen Kampfhubschrauber. Das ist ein Auftrag für den
Kampfhubschrauber Tiger, der als Unterstützungshubschrauber in den Dienst der Heeresflieger getreten ist, aber doch wegen seines breiten Einsatzspektrums vom
Amt für Heeresentwicklung die Bezeichnung Kampfhubschrauber erhalten hat.
Der agile Kampf-hubschrauber Tiger ist ein gemeinsames Projekt Frankreichs und Deutschlands. Aus dem ursprünglich von diesen Partnern avisierten Ziel, gemeinsam einen neuen Kampfhub-schrauber für die Panzerabwehr zu entwickeln, wurde im Laufe der Jahre ein Programm mit einem deutlich breiteren Einsatzspektrum, dem sich auch Australien und Spanien anschlossen. In der zu rund achtzig Prozent aus Verbundwerkstoffen gefertigten, gut geschützten Zelle des Tiger sitzen der Pilot vorne und der Bordschütze auf dem hinteren, erhöhten Sitz.. Die deutschen Heeresflieger werden laut jüngsten Planungen insgesamt 57 KHS Tiger erhalten, die vor allem das Kampfhubschrauberregiment 36 "Kurhessen" in Fritzlar bekommt.
Ein paar technische Daten - mit einer Leermasse von fast 3,1 Tonnen maximales Abfluggewicht 6,1 Tonnen - mit rund 3.160 Pferdestärken mit Mastvisier bis zu 290 km/h schnell - Dienstgipfelhöhe 4.000 Meter - Besatzung Pilot und hinten Bordschütze - Bewaffnung an vier Außenstationen Kombinationen aus bis zu vier Fliegerabwehrlenkwaffen 2 Stinger, bis zu acht Panzerabwehrlenkwaffen PARS 3 oder HOT 3, bis zu 38 ungelenkte Raketen oder zwei Maschinengewehrpods mit schweren Maschinengewehren mit 12,7 mm möglich - elektronisches Selbstschutzsystem.
Vier KHS Tiger des Kampfhubschrauberregimentes 36 "Kurhessen" aus Fritzlar sind bereits im fernen Afghanistan im speziell dafür gebildeten Einsatzgeschwader Mazar - e Sharif eingesetzt worden. Zwei Maschinen waren bei diesem Einsatz in der Einsatzrotte eingeteilt, während zwei weitere Tiger dem Geschwader als technische Reserve dienten. Der erste, öffentlich bekannt gewordene Kampfeinsatz deutscher Tiger in Afghanistan wurde dann auch am 4. Mai 2013 in der Region Baghlan geflogen.
Ein Einsatzelement des deutschen Kommandos Spezialkräfte geriet nahe eines Flußüberganges in einen gut getarnten Hinterhalt und
forderte Luftunterstützung an. Beide Tiger der Einsatzrotte feuerten bei diesem Einsatz mehrere Raketen auf feindliche Stellungen ab und ermöglichten damit das
Lösen vom Feind. Die Freude der deutschen Heeresflieger mit dem Tiger ist nicht ungetrübt, denn Probleme mit der Verkabelung und das Fehlen einer schwenkbaren
Bordkanone machen nach langer Entwicklungszeit doch etwas ratlos. Jetzt aber schwebt der KHS Tiger bei der ILÜ ein!
Extra für die Ausbildung auf dem Kampfhubschrauber Tiger hat man im Jahr 2003 das Deutsch / Französische Heeresfliegerausbildungszentrum TIGER auf dem Flugplatz Le Luc in der französischen Provence aufgestellt. In Le Luc werden die deutschen, französischen und spanischen Heeresflieger auf dem Kampfhubschrauber Tiger ausgebildet. Im Ausbildungsbetrieb für den EC 665 - so nennt Airbus Helicopters den Tiger trocken - werden sechzehn Simulatorplätze und zwanzig Tiger eingesetzt.
Von den Heeresfliegern im Luftraum wechseln wir jetzt wieder zurück auf den Boden zu einer erdigen Truppengattung - der
Pioniertruppe des Heeres! Paßgenau haben
die Brigaden der 1. Panzerdivision und der 10. Panzerdivision Panzerpionierbataillone, wobei das Gebirgspionierbataillon 8 der Gebirgsjägerbrigade 23 eine
Ausnahme bildet. Luftlandebrigade 1 und Deutsch - Französische Brigade haben ebenso mit ihren Pionierkompanien maßgeschneiderte Pionierkräfte - genaue Infos in der
Liste:
Panzerpionierbataillon 130 in Minden - Panzerlehrbrigade 9
Panzerpionierbataillon 803 in Havelberg - Panzergrenadierbrigade 41
Panzerpionierbataillon 1 in Holzminden - Panzerbrigade 21
Panzerpionierbataillon 4 in Bogen - Panzerbrigade 12
Panzerpionierbataillon 701 in Gera - Panzergrenadierbrigade 37
Gebirgspionierbataillon 8 in Ingolstadt - Gebirgsjägerbrigade 23
Luftlandepionierkompanie 260 in Saarlouis - Luftlandebrigade 1 der
DSK
Luftlandepionierkompanie 270 in Seedorf - Luftlandebrigade 1 der DSK
Panzerpionierkompanie 550 in Stetten a. k. M. - Deutsch - Französische
Brigade
Zur Pioniertruppe des Heeres zählen auch das Ausbildungszentrum Pioniere im bayrischen Ingolstadt - es gehört zum Ausbildungskommando des Heeres - und der Reserveverband Pionierbataillon 905 in Marienberg. Auch in der Streitkräftebasis gibt es mit dem schon in Teil 1 erwähnten Spezialpionierregiment 164 in Husum Pionierkräfte. Schließlich befehligt auch die Luftwaffe spezialisierte Pionierkräfte, die als Schwerpunkt die rasche Schadensbehebung an Luftwaffenanlagen bestreiten.
Kernauftrag der deutschen Pioniertruppe ist die Kampfunterstützung der eigenen Truppen durch Förderung ihrer Beweglichkeit und ihres Schutzes und durch die Verminderung der Beweglichkeit und des Schutzes feindlicher Truppen sowie die technische Unterstützung wie etwa durch den Feldlagerbau. Auf Anforderung ziviler Behörden leisten deutsche Pioniere im Zweitauftrag auch Katastrophenhilfe. Einige Systeme der deutschen Pioniertruppe wollen wir jetzt in kurzen Steckbriefen vorstellen!
Der Pionierpanzer Dachs ist das Einsatzgerät der deutschen Pioniere für alle groben
Pionierarbeiten unter Panzerschutz. Der Dachs basiert auf der bewährten Technik des Kampfpanzers Leopard 1 - des Vaters des heutigen Leopard 2. Dieses
echte Mehrzweckgerät kann mit Räumschild und Tieflöffel Erdarbeiten zeitsparend abarbeiten. Als echte Besonderheit kann der Dachs mit aufgesetztem
Tiefwatschacht im Dauereinsatz Pionierarbeiten in bis zu vier Metern Wassertiefe durchführen. Ein paar technische Daten - rund 43 Tonnen schwer - mit 830
Pferdestärken bis zu 62 km/h schnell - Besatzung Kommandant, Pionier und Fahrer - Bewaffnung Maschinengewehr 7,62 mm - Pionierausstattung Räumschild,
Teleskoparm mit Tieflöffel, Bergeausrüstung und diverses Pioniergerät.
Die Besatzung an Bord des Minenräumpanzers Keiler kann gut geschützt befahrbare Gassen durch Minenfelder schlagen. Als Basis für dieses äußerst nützliche und auch schon im Einsatz bewährte Minenräumsystem hat man wegen ihres guten Schutzes die gegossene Wanne des klassischen Kampfpanzers M 48 ausgewählt. Der Keiler schafft mit rotierenden Räumelementen eine rund 4,7 Meter breite Minengasse. Durch die Fräsbewegung im Boden werden die freigelegten Minen zum Teil ausgelöst oder mechanisch zerstört. Ein paar technische Daten - rund 53 Tonnen schwer - mit satten 1112 Pferdestärken bis zu 48 km/h schnell - Räumgeschwindigkeit bis zu etwa 4,5 km/h - Besatzung Kommandant und Fahrer - Nebelmittelwurfanlage - eine Räumeinrichtung mit 24 Räumelementen.
Kommen Kampftruppen vor Flüssen oder Gräben zum Stehen, fordern sie gerne die Pioniere mit ihrer Panzerschnell-brücke Biber an. Wie schon beim Dachs stand auch bei diesem Fahrzeug die bewährte Technik des Leopard 1 an der Wiege des Systems. Dieses Brückenlegesystem kann unter Panzerschutz in zwei bis acht Minuten eine Brücke über bis zu rund zwanzig Meter breite Flüsse oder Gräben verlegen. Der Biber verlegt seine Brücke horizontal im freien Vorbau und bietet so durch seine kleinere Silhouette wesentliche taktische Vorteile. Ein paar technische Daten - Gesamtgewicht etwa 45 Tonnen - mit 830 Pferdestärken bis zu 62 km/h schnell - Besatzung Kommandant und Fahrer - Nebelmittelwurfanlage - Brücke mit rund 10 Tonnen der militärischen Lastenklasse MLC 60 mit 55 Tonnen Tragkraft.
Am Beginn des Pioniereinsatzes stehen stets die Pioniererkunder, die mit ihrem Fennek vorrücken. Sie entdecken eine eingestürzte Brücke über einen Fluß, deren Zufahrt instandgesetzt werden muß. Festgestellt wird auch noch eine Verdachtsfläche auf ein Minenfeld und Bedarf für Erdarbeiten. Mit diesen Erkundungsergebnissen kann der Pionierführer dann Dachs, Keiler und Biber zielgerichtet zum gemeinsamen Einsatz in der Eventarea bringen, der in unserer nächsten Bilderschau präsentiert wird!
In Einsätzen mittlerer und hoher Intensität ist Kampfunterstützung durch Pioniere unter Panzerschutz, die der Kampftruppe nicht nur auf der Straße, sondern auch in schwerem Gelände folgen können, eine unabdingbare Einsatznotwendigkeit. Heute werden von der Industrie Pionierpanzer und Panzerschnellbrücke auf Basis des Leopard 2 angeboten und ein Minenräumpanzer auf gleicher Basis wär' wohl auch zu machen! Es wär' für die deutschen Pioniere schön, wenn sich da was bewegen würde!
Die Truppengattung Artillerie bewegt sich hauptsächlich auf dem Boden, nutzt aber auch den
Luftraum mit ihren unbemannten Luftfahrzeugen und ihren Geschoßen. Die deutsche
Artillerie ist Teil der Kampfunterstützungstruppen der Teilstreitkraft Heer. Auftrag der deutschen Artillerie ist es zum einen, die Kampftruppen mit Steilfeuer auf
Flächenziele und Punktziele zu unterstützen - zum anderen gewinnt sie mit ihren aufklärenden Systemen bei Tag und Nacht vor allem in der Tiefe des Einsatzraumes Informationen zum Komplettieren des
Lagebildes für sämtliche eingesetzten Truppen.
Im Einsatz sehen die Kampftruppen ihre Artillerie ziemlich selten, denn sie bezieht ihre Stellungsräume weit hinter den vordersten
eigenen Truppen. Die Neuausrichtung der Bundeswehr sieht vier gemischte Artilleriebataillone vor, die bis auf die Ausnahme Artilleriebataillon 295 von der
Divisionsebene geführt werden. Im Einsatz können so von der Division den Brigaden maßgeschneiderte Artilleriepakete zugeteilt werden. Mit der
Ausbildungseinrichtung mit dem etwas sperrigen Namen ergibt sich der Stand:
Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame
Taktische Feuerunterstützung / Indirektes Feuer in Idar - Oberstein
gehört aber zum Ausbildungszentrum Munster
Artillerielehrbataillon 325 in Munster - Divisionsartillerie 1.
Panzerdivision
Artilleriebataillon 131 in Weiden i. d. Oberpf. - Divisionsartillerie 10.
Panzerdivision
Artillerielehrbataillon 345 in Idar - Oberstein - Divisionsartillerie 10.
Panzerdivision
Artilleriebataillon 295 - ab März 2016
in Stetten a. k. M. - Deutsch - Französische Brigade
Die deutsche Artillerie hat einen langen Weg hinter sich - von Brigadeartillerie, von Divisionsartillerie und von Korpsartillerie mit rund hundert Bataillonen bis zu unserer Tabelle! Ihre gemischten Artilleriebataillone gliedern sich neben ihrer Stabs- und Versorgungsbatterie in Artillerieaufklärungsbatterie, Rohrartilleriebatterien und Raketenartilleriebatterie. Die deutschen Artilleristen betreiben heute zwei wirklich bemerkenswerte Waffensysteme, die wir in kurzen Steckbriefen vorstellen möchten!
Die Panzerhaubitze 2000 ist eine moderne autonome Steilfeuerwaffe und hat den Auftrag, mit ihrem Steilfeuer die Kampftruppen durch Feuer auch auf Ziele weit in der Tiefe des Einsatz-raumes zu unterstützen. Die Hauptwaffe im Kaliber 155 mm mit automatischer Munitionszufuhr kann auch Ziele im direkten Richten bekämpfen. Ein paar technische Daten - mit 60 Granaten und 288 Treib-ladungen über 55 Tonnen schwer - rund 60 km/h schnell - Turmdachmaschinengewehr - Höchstschußweite mit Sprenggranaten, Nebelgranaten oder Leuchtgranaten bis zu 30 Kilometer - mit dem reichweitengesteigerten Geschoß BASE Bleed / RAP bis zu 40 Kilometer! Kürzere Kampfentfernungen ermöglichen das MRSI - Verfahren, bei dem bis zu sechs Schuß nacheinander abgefeuert werden und so gut wie gleichzeitig im Ziel einschlagen.
Der Raketenwerfer MARS II ist eine autonome
Steilfeuer- waffe und hat den Auftrag, sowohl große Flächenziele als auch mit Präzisionsmunition kleine Punktziele zu
bekämpfen. Hinter der geschützten Kabine für die drei Soldaten der Bedienung befindet sich der Werfer mit zwölf Rohren, die
in zwei Sechsergruppen aufgeteilt sind. Die Raketen im Kaliber 227 mm oder 237 mm können als Einzelschuß,
Teilsalve oder in rund einer Minute als Vollsalve abgefeuert werden. Ein paar technische
Daten - mit zwölf Raketen über 25 Tonnen schwer - rund 50 km/h schnell - Höchstschußweite mit der Minenrakete AT - 2 mit 28
Hohlladungsminen AT - 2 bis zu 38,5 Kilometer - Höchstschußweite mit der Präzisionsrakete GMLRS Unitary bis zu 85 Kilometer - also einmal Wien
- Horn!
Das Schlüsselelement beim Einsatz der deutschen
Artillerie ist mit Sicherheit das Joint Fire Support Team. Das Joint Fire Support Team hat nämlich den Auftrag, für die Kampftruppen in seinem zugeteilten Einsatzbereich sicher
und maßgeschneidert die teilstreitkräftegemeinsame Feuerunterstützung zu leiten. Für diesen Auftrag führt es abgestimmt auf seinen Truppenteil entweder zwei der
bereits vorgestellten Spähwagen Fennek, zwei Wiesel oder zwei BV 206 S Husky zum Einsatz in's
Feld.
Der Beobachtertrupp auf dem ersten Fahrzeug leitet das
Steilfeuer der bei der Infanterie eingegliederten Mörser - in Österreich Granatwerfer genannt - sowie der Artilleriewaffen Panzerhaubitze 2000 und
Raketenwerfer MARS II. Der Forward Air Controller auf dem zweiten Fahrzeug hingegen leitet die Luftunterstützung durch bewaffnete Hubschrauber
und Kampfhubschrauber sowie durch zugewiesene Kampfflugzeuge der Luftwaffe. Unsere Bilderschau zeigt jetzt die deutsche
Artillerie!
Die letzten vier Bilder unserer vorherigen Bilderschau zeigen das Artillerieortungsradar COBRA. Das Artillerieortungsradar COBRA - die Kurzform von Counter Battery Radar - hat als System des aufklärenden Teils der deutschen Artillerie den Auftrag, feindliche und eigene Geschoßflugbahnen in seinem Einsatzbereich aufzuklären. Die Artillerie ist ja eine Steilfeuerwaffe und so erreichen ihre Geschoße für eine relativ lange Zeit hohe Flugbahnen. Diese Charakteristik von Steilfeuerwaffen nützt das Artillerieortungsradar COBRA zum Orten und Klassifizieren dieser hoch im Luftraum befindlichen Geschoße schießender feindlicher Rohrartillerie und Raketenartillerie.
Zum Auftrag dieses Systems gehören genauso die Überwachung der Präzision des eigenen
Wirkungsschießens, um falsch liegendes eigenes Feuer zu verhindern. Das Artillerieortungsradar COBRA ist das modernste Gerät seiner Klasse und kann in einem Winkel von 90 Grad und bis
zu 40 Kilometer vor seiner Antenne bis zu vierzig Feuerstellungen in zwei Minuten aufklären. Die
Aufklärungsergebnisse werden in den Artillerie Daten Lage Einsatzrechner - kurz ADLER genannt - Verbund eingebracht und ermöglichen so die Bekämpfung dieser Ziele. Die deutsche
Artillerie hat zur Zeit zehn Artillerieortungsradar COBRA im Bestand. Ein zweites System des aufklärenden Teils der deutschen Artillerie liefert aus der Luft wertvolle
Informationen für das Lagebild in der Tiefe des Einsatzraumes!
Das Kleinfluggerät zur Zielortung mit dem Kürzel KZO hat als ein aufklärendes System deutscher Artilleristen den anspruchsvollen Auftrag, Ziele in der Tiefe des Einsatzraumes aufzuklären. Die Artillerie kann als Steilfeuerwaffe nämlich auch Ziele weit außerhalb der durch die vordersten eigenen Kräfte direkt einsehbaren Geländeteile bekämpfen. Das unbemannte KZO klärt in solchen Geländeteilen Ziele bei Tag und Nacht mit der für die Artilleriewaffen benötigten Präzision auf. Ein paar technische Daten - Abflugmasse 168 Kilo - bis zu 210 km/h schnell - Flugdauer bis zu drei Stunden - Aufklärungsreichweite bis zu 65 Kilometer - ein Infrarotsensor Ophelius an Bord - sechs bis acht Flüge pro eingesetzten Fluggerät täglich möglich.
Ohne solch moderne Aufklärungsmittel wie die beiden eben vorgestellten bleibt die
Artillerie weit unter ihren Möglichkeiten, Ziele schon in der Tiefe des Einsatzraumes zu bekämpfen und somit zur Sicherheit der vorne eingesetzten Truppen
beizutragen! So wie das KZO nach seinem Einsatz wieder zur Bodenstation zurückkehrt, kehren jetzt auch wir wieder zum Aufrüsten für den nächsten Einsatz in unsere Werkstatt
zurück! Auch heute danke ich wieder ganz herzlich all den Unterstützern, die diese Artikelreihe möglich gemacht haben und stets so
motiviert auf's Beste unterstützen!
Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen
bei der Informationslehrübung Landoperationen 2015 in Munster!
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße
Euer Weinviertler