INFORMATIONSLEHRÜBUNG
LANDOPERATIONEN 2017
D A S K Ö N N E N L A N D S T R E I T K R Ä F T E !
T E I L D R E I
Hallo liebe Kameraden!
Herzlich willkommen im hohen Norden Deutschlands in der Lüneburger Heide im Dreieck zwischen den Metropolen Hamburg, Bremen und Hannover - dem größten zusammenhängenden Heidegebiet Westeuropas, das nach Osten darüber hinaus bis zur alten Hansestadt Lüneburg reicht! Auf den zwei großen Truppenübungsplätzen der Bundeswehr Munster und Bergen starten wir jetzt mit frischem Mut in den dritten Teil unserer Artikelreihe über die Informationslehrübung Landoperationen 2017!
Mit dem Jahrgang 2017 der Informationslehrübung Landoperationen präsentiert die Bundeswehr auch heuer wieder im vernetzten Einsatz von Heer, Streitkräftebasis und Zentralem Sanitätsdienst mit ein klein wenig Luftwaffe ihrem Führungsnachwuchs ihre Einsatzsysteme und Einsatzszenarien. Mit dem paßgenau dafür gewählten Motto - "Das können Landstreitkräfte!" sind in der Heide 2000 Soldatinnen und Soldaten mit etwa 100 Kettenfahrzeugen und 500 Räderfahrzeugen zu sehen!
Das Gros der über 5000 Teilnehmer des
Events setzt sich aus den Frequentanten der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und der Offizierschule des Heeres im fernen Dresden
zusammen. Schon seit Jahrzehnten entsenden aber auch die Armeen verbündeter und befreundeter Staaten ihren
Führungsnachwuchs zu den Nordlichtern, um genauso wie die deutschen Teilnehmer Bilder, was moderne Streitkräfte können, für die Ausbildung
mit in ihre Heimatgarnisonen zu nehmen!
In den ersten beiden Teilen unserer Artikelreihe zum Thema Informationslehrübung Landoperationen 2017 in Munster haben wir mit den deutschen Panzertruppen, der
Heeresaufklärungstruppe und der Artillerietruppe das weite Ausbildungsfeld des Ausbildungszentrums Munster vorgestellt, das selbst auch Gegenstand unserer
Berichterstattung war! Bundeswehrkenner wissen auch um den zweiten
Namen, der mit dem vom deutschen Heer geprägten Städtchen Munster untrennbar verbunden ist!
Dieser zweite die Garnison Munster prägende Truppenname
lautet Panzerlehrbrigade 9 und der läßt die Herzen aller Bundeswehrfans schneller schlagen!
Die Panzerlehrbrigade 9 ist mit ihrem Stab und zwei Bataillonen in Munster
stationiert - die ILÜ 2017 ist also ein echtes Heimspiel für die Soldatinnen und Soldaten, die unter dem prächtigen
weißen Sachsenroß dienen! Bereits im Jahr 1958 begann in Munster mit der Basis des
Panzergrenadierlehrbataillons und des Panzerlehrbataillons die Aufstellung
der Panzerlehrbrigade. Erster Kommandeur und somit "Vater" der Panzerlehrbrigade 9 war
Brigadegeneral Wilhelm von Roeder. Schon im September 1958 führte er die dreiwöchige Lehr- und Versuchsübung
58 durch, bei der die künftige Gliederung des Heeres erprobt und auch vorgeführt wird! Auch in den folgenden Jahrzehnten war der
Auftragskatalog der Panzerlehrbrigade 9 bestens mit Lehrübungen, Erprobungen und Einführungen befüllt! Im Jahr 1960 den Schützenpanzer
HS 30 eingeführt - dann die Panzerhaubitze M 109 G - im Jahr 1963 zeigt man, wo vorne ist, denn damals war
die 4. Kompanie des Panzerlehrbataillons 93 erste deutsche Kompanie mit dem Kampfpanzer Leopard 1 - Schützenpanzer Marder und
Leopard 2 - alles gecheckt!
Am 24. September 1987 wird der Panzerlehrbrigade 9 für ihre exzellenten Leistungen von Bundespräsident Richard von
Weizsäcker ihr Ärmelband verliehen! Im Herbst 2015 schließlich hat man im
Panzergrenadierlehrbataillon 92 in der 2. Kompanie, die als Referenzkompanie für die neue Raubkatze dient, mit der Ausbildung am Schützenpanzer
Puma begonnen und damit die jüngste Wegmarke auf dem Weg zum Fortschritt gesetzt! Nach einer Unzahl von Heeresstrukturen, die sie
schlußendlich zur 1. Panzerdivision geführt haben, präsentiert sich die Panzerlehrbrigade 9 so:
Stab und Stabs / Fernmeldekompanie in Munster
Aufklärungslehrbataillon 3 Jägerbataillon 91
in Lüneburg in Rotenburg / Wümme
Panzergrenadierlehrbataillon 92 Panzergrenadierbataillon 33
in Munster in Neustadt am Rübengebirge
Panzerlehrbataillon 93 Panzerpionierbataillon 130
in Munster in Minden
Versorgungsbataillon 141
in Neustadt am Rübengebirge
Mit dem Jahresbeginn des Jahres 2018 schließlich tritt die Panzerlehrbrigade 9 in
die Stand - up - Phase der Very High Readiness Joint Task Force 19. Mit der Very High Readiness Joint Task Force reagiert die NATO auf neue sicherheitspolitische Entwicklungen im
Osten Europas und das Bündnis will mit der VJTF signalisieren, daß es fähig und willens ist, seine Außengrenzen zu schützen. Für diesen Auftrag
wird die Battlegroup mit dem Kern Panzerlehrbataillon 93 eine intensive Phase des Einsatztrainings durchlaufen, die uns die
Bundeswehr mit einem
Film vorstellt!
Bei der Durchsicht der Gliederung der Panzerlehrbrigade 9 fällt auf, daß die Brigade bei der Neuausrichtung der Bundeswehr mit dem Jägerbataillon 91 in Rotenburg an der Wümme ein infanteristisches Einsatzelement bekommen hat. Da bietet sich doch der Themenwechsel zur Infanterie des deutschen Heeres richtiggehend an, die sich in die Jägertruppe, die Gebirgsjägertruppe, die Fallschirmjägertruppe und in das Kommando Spezialkräfte gliedert. Auftrag der Infanteristen des Heeres ist vor allem der abgesessene Kampf im für diese Kampfart günstigen Gelände.
Beim Transport seiner Infanteristen setzt das deutsche Heer wie schon bei den Heeresaufklärern auf seine geschützten Fahrzeuge. Bei der Jägertruppe werden dafür der ja bereits in Teil zwei unserer Artikelreihe vorgestellte Fuchs und der neue Radpanzer der Infanteristen des deutschen Heeres GTK Boxer eingesetzt. Der achträdrige Radpanzer mit Verbundpanzerung ist der bestgeschützte seiner Klasse. Das Gepanzerte Transportkraftfahrzeug Boxer besteht aus einem Fahrmodul, auf das für den jeweiligen Einsatz das jeweils passende Missionsmodul rasch aufgesetzt werden kann. Warum heißt denn dieser Radpanzer eigentlich nicht "Transportpanzer Boxer"? Das gut geschützte GTK Boxer A1 und auch die neuen Versionen des Transportpanzers Fuchs werden mit klarem Schwerpunkt bei den internationalen Einsätzen der deutschen Infanterie eingesetzt, während ältere Boxer und Füchse zu Ausbildungszwecken sowie zum Einsatztraining im Inland dienen.
Der technische Steckbrief - mit einer Nutzlast von 7,8 Tonnen bis zu 33 Tonnen schwer - Innenraum stolze 14,4 Kubikmeter - mit 710 Pferdestärken bis zu 103 km/h schnell - Kommandant, Bordschütze, Fahrer und bis zu acht Infanteristen - Toilette und Wasserkocher an Bord - Bewaffnung Granatmaschinenwaffe mit 40 mm oder Maschinengewehr mit 7,62 mm oder 12,7 mm auf unter Panzerschutz bedienbarer Waffenstation. Am Horizont rollt schon die besser geschützte Version GTK Boxer A2 heran, auf die allmählich alle Boxer des deutschen Heeres modifiziert werden sollen!
Die gesamte Weiterentwicklung im deutschen Heer ist bei der Neuausrichtung der Bundeswehr im Amt für Heeresentwicklung in der Konrad-Adenauer-Kaserne in Köln gebündelt worden. Die im deutschen Heer aber natürlich schon seit jeher betriebene Weiterentwicklung in Sachen Infanterie umfaßte parallel eine ganze Reihe von innovativen Komponenten, die schließlich im neuen System Infanterist der Zukunft - Erweitertes System miteinander vernetzt worden sind. Es wird mit IdZ - ES abgekürzt und besteht aus den aufeinander exakt abgestimmten Teilsystemen Bekleidung - Schutz- und Trageausstattung - Waffen, Optik und Optronik - Command, Control, Computers, Communication and Information. Die ersten neunzig Seriensysteme des IdZ - ES für 90 Infanteriegruppen oder Panzergrenadiergruppen sind Ende 2013 ausgeliefert worden und werden aus einem Pool heraus für internationale Einsätze eingesetzt. Man erhofft sich von dem System eine beträchtliche Leistungssteigerung der Infanterie durch mehr Schutz, verbesserte Zielaufklärung sowie mehr Wirkung rund um die Uhr und den vernetzten Einsatz der Infanteristen. Durch die Vernetzung mittels des IdZ - ES können die Infanteristen elektronisch dargestellte Lageinformationen erhalten und genauso in das System einzuspeisen.
Ebenso
wie beim GTK Boxer sollen gemäß
der aktuellen Rüstungsplanung des deutschen Heeres auch die
Bestände dieses Systems zügig aufgestockt werden! Ein solches
Infanteriesystem ist natürlich teuer, sehr ausbildungsintensiv und wird die Instandsetzer speziell bei
längeren Einsätzen vor ganz neue Herausforderungen stellen. Bedenkenswert ist
auch, daß das höhere Gewicht gegenüber einer klassischen
Infanterieausrüstung ein besonderes Augenmerk auf die körperliche
Leistungsfähigkeit erfordert. Aber auch mit dem IdZ - ES sollte klassisches Infanteristentum weiter
gepflegt werden, denn wenn die Technik ausfällt, muß die Infanterie
auch ohne Instandsetzer im Einsatzraum weiter handlungsfähig bleiben! Auch zum IdZ - ES stellen die Öffentlichkeitsarbeiter
der Bundeswehr auf ihrer Seite eine wirklich umfangreiche und beeindruckende Sammlung von Infos und Filmen unter INFANTERIST DER ZUKUNFT - ERWEITERTES
SYSTEM bereit! Das IdZ - ES stellt neben der abgesessenen Kampfweise definitiv die Schnittmenge zwischen Infanterie und
Panzergrenadieren dar, die sich auch für dieses System erwärmt haben! Wir starten jetzt zum Aufnehmen und Absetzen von Einsatzelementen durch das GTK Boxer und den
Schützenpanzer Puma in unsere nächste Bilderschau!
Die ersten vier
Bilder unserer Bilderschau stammen aus dem reichen Archiv unseres Cheffotografen Combat-Camera-Europe, weil die Choreographen der ILÜ 2017 die Anfahrt
des Boxers leider so organisiert haben, daß Bilder von vorne nicht möglich waren. Die Hoffnung auf Verbesserung bei der nächsten Informationslehrübung lebt! Dieser Artikel ist
mit Schwergewicht der Infanterie des deutschen Heeres gewidmet und so paßt es, auch die Struktur eines deutschen
Jägerbataillons mitzunehmen:
B A T
A I L L O N S S T A B
1. Stabs- und Versorgungskompanie
2. leichte Jägerkompanie mit Kompanieführungsgruppe,
technischer Gruppe, drei Jägerzügen und schwerem Jägerzug mit Scharfschützengruppe und Panzerabwehrgruppe mit Panzerabwehrlenkwaffe MILAN
3. leichte Jägerkompanie mit Kompanieführungsgruppe,
technischer Gruppe, drei Jägerzügen und schwerem Jägerzug mit Scharfschützengruppe und Panzerabwehrgruppe mit Panzerabwehrlenkwaffe MILAN
4. leichte Jägerkompanie mit Kompanieführungsgruppe,
technischer Gruppe, drei Jägerzügen und schwerem Jägerzug mit Scharfschützengruppe und Panzerabwehrgruppe mit Panzerabwehrlenkwaffe MILAN
5. schwere Jägerkompanie mit Kompanieführungsgruppe,
technischer Gruppe, Kampfunterstützungszug mit Waffenträger Wiesel mit 20 mm Maschinenkanone, Panzerabwehrzug mit Wiesel mit Panzerabwehrlenkwaffe TOW, Joint Fire Support Team, schwerem Mörserzug und Aufklärungszug
mit Spähwagen Fennek
6. Ausbildungs- und Unterstützungskompanie
Obige Struktur zeigt uns deutlich, daß ein deutsches Jägerbataillon für den Kampf der verbundenen Waffen konstruiert ist. Das ist auch gut so, denn der Kampf der verbundenen Waffen muß strukturbegründend für einen Kampfverband sein und nicht die Eignung für Stabilisierungseinsätze oder für Assistenzeinsätze! Wer den Kampf der verbundenen Waffen beherrscht, kann in militärischen Zweitrollen auch Stabilisierungseinsätze und Assistenzeinsätze für Sicherheitsbehörden leisten!
Wer hingegen nur Stabilisierung und Assistenz kann, wird im Kampf der verbundenen Waffen mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern!
Robuste Einsätze unseres deutschen Jägerbataillons erfordern mit kurzer Reaktionszeit verfügbare und auch effektive Einsatzelemente zur
Kampfunterstützung. Das ist maßgeschneiderter Auftrag der 5. schweren Jägerkompanie - Heimat der zweifellos kompaktesten Verbindung der Elemente
Panzerschutz, Mobilität und Feuerkraft - des Waffenträgers Wiesel 1!
Der bereits in Diensten der Heeresaufklärer
vorgestellte Waffenträger Wiesel 1 ist ein kleines und leicht gepanzertes
Kettenfahrzeug. Wenn es den Wiesel nicht schon so lang geben würde, müßte man ein
solches Fahrzeug mit einer so kleinen Zielfläche und
variabler Ausrüstung und Bewaffnung doch glatt heutzutage
neu erfinden! Da macht es doch nachdenklich, daß der Waffenträger nur
bei der Bundeswehr und in einer Kleinserie von lediglich sieben Stück in der US Army dient. Verglichen mit dem Wesel ist das Ziehen von schweren
Infanteriewaffen mit Fahrzeugen einfach unvorteilhaft! In den Panzerabwehrzügen der
Jägerbataillone dient der Wiesel TOW - das Kürzel für rohrgestarteten optisch verfolgten und drahtgelenkten Flugkörper. Die
Kampfunterstützungszüge sind mit dem Wiesel MK
ausgerüstet.
Der technische Steckbrief - Gefechtsgewicht 2,8 Tonnen - mit 87 Pferdestärken bis zu
75 km/h schnell - Besatzung beim Wiesel TOW Kommandant, Ladeschütze und Fahrer - beim Wiesel MK Kommandant und Fahrer - Bewaffnung Wiesel TOW
Panzerabwehrlenkwaffe TOW und Maschinengewehr 7,62 mm - Wiesel MK eine 20 mm Maschinenkanone - beide mit Wärmebildgerät
rund um die Uhr kampffähig.
Kompakt wie der Wiesel nun einmal ist kann er
sowohl im Laderaum als auch als Außenlast am Lasthaken geeignet
starker Hubschrauber in seine Einsätze transportiert werden. Das führt
uns gleich im Gleitflug zum nächsten Stichwort und das heißt mittlerer
Transporthubschrauber CH - 53! In den Siebzigerjahren des
vorigen Jahrhunderts haben die deutschen Heeresflieger insgesamt 112 Stück dieses Typs erhalten und eifrig betrieben und weiterentwickelt. Die
Streitkräfteplaner bei der Neuausrichtung der Bundeswehr aber haben sich wohl an den alten Stehsatz: "Ich wollte immer schon was Neues machen!" erinnert und den CH - 53 nach vier
Jahrzehnten Dienst bei den Heeresfliegern zum neuen Lufttransportgeschwader 64 transferiert - dem nunmehr einzigen Hubschraubergeschwader der Luftwaffe! Dort
werden nach schmerzlichem Wissensverlust nach wie vor hauptsächlich Einsätze für die Heerestruppen
geflogen!
Der technische Steckbrief
- mit einer Leermasse von etwa 10,7 Tonnen maximales Abfluggewicht 19 Tonnen - zwei Triebwerke mit zusammen 8.660 Pferdestärken schaffen bis zu
295 km/h - Dienstgipfelhöhe 2.750 Meter - Besatzung zwei Piloten, zwei Bordtechniker und je nach Mission Bordschütze und Beobachter - Transport von bis zu
36 Soldaten oder bis zu 5,5 Tonnen im Laderaum - Außenlast von deutlich über 7 Tonnen - Bewaffnung optional drei
Maschinengewehre für Doorgunner - mit ballistischem Schutz ausrüstbar - elektronischer Selbstschutz. Wiesel
marsch!
Der mächtige CH - 53 präsentiert als Gerät der deutschen Luftwaffe eindrucksvoll die Luftmobilität der Infanterie des deutschen Heeres, wobei die Infanteristen mit dem CH - 53 ihre Feuerunterstützung in Form von zwei Wieseln im Laderaum oder eines Wiesel am Lasthaken mitführen und dadurch mit kurzer Reaktionszeit zum Einsatz bringen können. Luftmobilität ist die schnellste Möglichkeit, Einsatzelemente von einer Einsatzzone in eine neue Einsatzzone zu verlegen und durch die so erzielte höhere Aktionsgeschwindigkeit gegenüber den Gegnern taktische Vorteile zu erzielen!
Die Infanterie des deutschen Heeres
ist wie ja schon erwähnt ein Truppenverbund mit einander ergänzenden Fähigkeiten, der aus
fünf aktiven Jägerbataillonen, drei aktiven Gebirgsjägerbataillonen, zwei aktiven
Fallschirmjägerregimentern und dem Kommando
Spezialkräfte besteht. Zu den Infanteriekräften des Heeres zählen
auch ein nicht aktives Jägerbataillon und ebenso die Ausbildungseinrichtungen der Infanterie wie das Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg samt seinen zwei
Außenstellen und das Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf.
Das deutsche Heer hat aber mit seinen Heeresfliegern auch eigene Fliegerkräfte, die hauptsächlich mit dem Transport von Truppen und Material sowie mit der Unterstützung der Truppen mit Feuer und mit Aufklärung beauftragt sind. Das entscheidende Plus eigener Fliegerkräfte im Heer ist natürlich deren unmittelbare Verfügbarkeit, ohne bei der Luftwaffe fliegerische Einsätze anfordern zu müssen. Die Heeresflieger sind mit recht neuen Fluggeräten der europäischen Luftfahrtindustrie ausgerüstet. So ist der Mehrzweckhubschrauber NH 90 ein gemeinsam von Frankreich, Italien, den Niederlanden und Deutschland in's Leben gerufenes Projekt mit der Projektidee, gemeinsam von einem Basismuster aus eine Hubschrauberfamilie zu entwickeln. Der NH 90 ist ein Hubschrauber der 10 - Tonnen - Klasse und hat als erster in größerer Serie gebauter Hubschrauber ein elektronisches Flugsteuerungssystem.
Die deutschen Heeresflieger werden nach neuesten Planungen 82 NH 90 erhalten. Der technische Steckbrief des NH 90 in der Heeresversion - mit einer Leermasse von beinahe 7 Tonnen maximales Abfluggewicht 10,6 Tonnen - mit rund 4.850 Pferdestärken bis zu 305 km/h schnell - Dienstgipfelhöhe 6.000 Meter - Besatzung zwei Piloten - Bewaffnung mit zwei Türmaschinengewehren möglich - elektronisches Selbstschutzsystem - Transport von bis zu 20 Soldaten oder 12 Tragen möglich.
Der durchaus agile Kampfhubschrauber Tiger ist ein gemeinsames Projekt der beiden Länder Frankreich und Deutschland. Aus dem ursprünglich von den beiden Partnern angestrebten Ziel, gemeinsam für ihre Armeen einen neuen Kampfhubschrauber für die Panzerabwehr zu entwickeln, wurde im Laufe der Jahre ein Programm mit einem deutlich breiteren Einsatzspektrum, dem sich auch Australien und Spanien anschlossen. In der zu rund achtzig Prozent aus Verbundwerkstoffen gefertigten, ziemlich schlanken aber gut geschützten Zelle des Tiger sitzen der Pilot vorne und der Bordschütze auf dem hinteren, erhöhten Sitz. Die deutschen Heeresflieger werden laut jüngsten Planungen 68 Kampfhubschrauber Tiger erhalten, die aber zum Schaden der Truppe alle keine mit dem Helmvisier des Bordschützen schwenkbare Bordkanone haben werden und die das im nordhessischen Fritzlar stationierte Kampfhubschrauberregiment 36 "Kurhessen" nur zum Teil bekommt.
Der technische Steckbrief - mit einer Leermasse von fast 3,1 Tonnen maximales Abfluggewicht 6,1 Tonnen - mit rund 3.160 Pferdestärken mit dem Mastvisier bis zu 290 km/h schnell - Dienstgipfelhöhe 4.000 Meter - Besatzung Pilot und hinten Bordschütze - Bewaffnung an vier Außenstationen Kombinationen aus bis zu vier Fliegerabwehrlenkwaffen 2 Stinger, bis zu acht Panzerabwehrlenkwaffen PARS 3 oder HOT 3, bis zu 38 ungelenkte Raketen oder zwei Maschinengewehrpods mit schweren Maschinengewehren mit 12,7 mm möglich - elektronisches Selbstschutzsystem.
Die deutschen Heeresflieger sind mit ihren recht neuen Fluggeräten aber nicht so ganz glücklich. Schon recht bald nach dem Eintreffen der ersten NH 90 bei den Heeresfliegern sorgte im Jahr 2010 der Erprobungsbericht einer Expertengruppe des Heeres für Aufsehen, der dem NH 90 mangelnde Eignung für den Transport von Infanteristen im Einsatz bescheinigte. Die Rückschau auf all die unliebsamen Ereignisse mit den beiden vorgestellten Fluggeräten ergibt eine Stichwortkette von "Kabelbaum" über "Rotorkopf" über "Triebwerk" bis hin zu "Überkopfkonsole"!
Traurigstes Ereignis war zweifellos der Absturz eines Kampfhubschraubers Tiger in Mali, bei dem Pilot und Bordschütze getötet wurden. Wegen dieser ganzen Serie an technischen Problemen gab es bei den Heeresfliegern auch schon mehrere Flugverbote. So entschloß man sich, bei der Informationslehrübung Landoperationen 2017 lediglich den Überflug eines NH 90 und keinen Tiger zu zeigen. Da ist es gut, ein wohlsortiertes Archiv zu haben - wie unser Cheffotograf Combat-Camera-Europa! Und so können wir NH 90 und Tiger aus der Ausgabe 2015 der ILÜ präsentieren!
Wir zeigen die Bilder des Kampfhubschraubers Tiger ganz bewußt, weil es zweifellos zum gefährlichen Handwerk des Soldaten gehört,
trotz Verlusten weiter seinen Auftrag zu erfüllen! Die deutschen Soldaten leisten im Auftrag der von den Bürgern gewählten Politik ihren Beitrag
zur Sicherheit ihres Landes. Dafür schulden Politik und Bürger ihren Soldaten Respekt, Mitgefühl und
Unterstützung! Manche sorgen sich öffentlich darum, daß der Absturz des Tigers in Mali die Verkaufschancen dieses Fluggerätes hemmt und verwirklichen damit
das genaue Gegenteil dieser Pflichten!
RUHET IN FRIEDEN, KAMERADEN!
WIR WÜNSCHEN EUREN ANGEHÖRIGEN VIEL KRAFT !
Für den langjährigen Berichterstatter zum Themenfeld europäischer Luftfahrtindustrie ergibt sich der Eindruck, daß
die europäische Luftfahrtindustrie nicht fähig ist, bei ihren Problemgeräten Mehrzweckhubschrauber NH 90 und Kampfhubschrauber Tiger in
militärisch brauchbarer Zeit Feldverwendungsfähiges zum Fliegen zu bringen. Zu diesem Lagebild passen ja zweifellos auch
Signale aus der Bundeswehrführung, die als Nachfolger für den CH - 53 dieses Fluggerät anzeigen. Damit würde sich
zweifellos ein weiterer Ausbau der deutsch -
niederländischen Kooperation anbieten!
Für die internationalen Einsätze der deutschen Heeresflieger bietet sich als zweiter Erweiterungsschritt dieser Zusammenarbeit dieser Kampfhubschrauber an - wohl die Referenzgröße dieser Hubschrauberkategorie! Als weiterer Kooperationspartner für internationale Einsätze der Heeresflieger eignet sich die US Army Aviation mit ihrem Black Hawk. Dazu der allzeit gültige Merksatz der Fliegerei zur Kenntnis der Entscheidungsträger - "Fluggeräte, die häufig nur mit Einschränkungen betrieben werden können, sind für die Piloten in den Einsatzgebieten absolut unzumutbar!"
Ein solches Paket mit diesen Partnern
wird sicher passabel funktionieren - wird aber genauso sicher nicht verwirklicht werden! Bleibt uns für den Schluß noch der Blick auf die Stärke der deutschen Heeresflieger -
zwei Transporthubschrauberregimenter, ein Kampfhubschrauberregiment und ihre zentrale Ausbildungseinrichtung, die den Namen Internationales
Hubschrauberausbildungszentrum führt. Dieses Zentrum ist Teil des Ausbildungskommandos und bestreitet ein breites Ausbildungsangebot, wobei im Auftragsbuch auch
Ausbildungsgänge für andere Teilstreitkräfte stehen.
Für alle unseren Leser, die noch mehr über Einsatzsysteme in deutschen Diensten erfahren wollen, bieten die emsigen Öffentlichkeitsarbeiter der Bundeswehr auf ihrer Seite die Technik des Heeres und gleich dazu noch die Technik der Luftwaffe an! Bleibt uns zum Schluß noch, unsere Dankesrunde zu drehen und da beginnen wir mit den Öffentlichkeitsarbeitern des Heeres und schließen mit unserem Cheffotografen Combat-Camera-Europe! Wir sagen herzlich Dankeschön - liebe Kameraden, es
ist uns eine Ehre, mit Euch zusammenarbeiten zu dürfen!
Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen
bei der Informationslehrübung Landoperationen 2017 in Munster !
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße
Euer Weinviertler