LEHRÜBUNG HINTERHALT - Teil 1
Die Infanterieschule der Bundeswehr lädt ein
und 1.400 kommen nach Hammelburg!
Nach dem Mittagessen ist keine Zeit zum Abhängen - nein, es geht gleich raus auf den Truppenübungsplatz Hammelburg! Da haben wir es auch gar nicht weit - denn gleich hinter der
Saaleck - Kaserne beginnt es - das für mittlerweile fünf Generationen deutscher Soldaten legendäre Übungsgelände! Als Gründungsjahr des Truppenübungsplatzes Hammelburg wird uns 1895 überliefert,
als dort ein Schießplatz für das II. Königlich - Bayerische Armee - Korps errichtet wurde. Bis zum Ersten Weltkrieg ging dann der Ausbau des Hammelburger Lagers stetig weiter, so daß bis zu zwei
Regimenter bei ihren Übungen dort untergebracht werden konnten.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Truppenübungsplatz demobilisiert, um dann ab den Jahren vor dem Zweiten
Weltkrieg wieder durch die Deutsche Wehrmacht genutzt zu werden. In dieser Zeit entstand auch der nahe Truppenübungsplatz Wildflecken, der den Truppenübungsplatz Hammelburg ergänzte. Markante
Verbände aus dieser Zeit waren das Infanterieregiment 57, die 82., die 95. und die 99. Infanteriedivision - alles Großverbände, die in dieser Region für den Fronteinsatz vorbereitet wurden. Kurz
vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen die Amerikaner den Truppenübungsplatz in Besitz und nutzten das weitläufige Gebiet dann bis zum Jahr 1956.
Immer wieder wurde das Truppenlager Hammelburg auch als Unterkunft verwendet - für Kriegsgefangene, für Gefangene
aus den verschiedensten Gründen - aber auch für Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 1. April 1956 zog dann die neugegründete Bundeswehr auf dem Lagerberg
ein und ich denke, da fallen einem zweifellos viel leichter die Namen ein - Infanterieschule, Panzergrenadierbrigade 35, Panzerbataillon 354, Panzergrenadierlehrbataillon 351 - um nur die
wichtigsten zu nennen - alles Wegmarken bundesdeutscher Militärgeschichte, die der steten Erinnerung und Traditionspflege durch die heutigen Soldaten wert sind!
Seit dem Jahr 1994 bildet der etwa 4.000 Hektar große Truppenübungsplatz Hammelburg gemeinsam mit dem Truppenübungsplatz Wildflecken eine Ausbildungsdrehscheibe. Für den
Hammelburger Teil hat man sich den schönen Namen "Truppenübungsplatz Wildflecken - Außenstelle Hammelburg" einfallen lassen. Also - diese "Außenstelle" ermöglicht auf 19 Schießbahnen für alle
Infanteriewaffen - vom Mörser bis zur Maschinenkanone - eine breitgefächerte Ausbildung im scharfen Schuß. Der Ausrichtung auf den Kampf wird durch Konstanzbahn, Ausbildungsanlage Objektschutz,
Waldkampfanlage Müllerschlag und durch Bonnland - der wohl bei weitem bekanntesten Ortskampfanlage Europas - entsprochen!
Mit der LEHRÜBUNG HINTERHALT zeigt die Infanterieschule den Teilnehmern realitätsnahe Bilder - geprägt durch den ISAF - Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan! Den Schwerpunkt
dieser Lehrübung bildet die Präsentation des ganzen Bündels an Fähigkeiten, die zum Bestehen von Hinterhalten und beim Kampf gegen asymmetrische Kräfte unabdingbare Einsatznotwendigkeiten
sind. Die Zielgruppe der LEHRÜBUNG HINTERHALT sind die Kompaniechefs und Zugführer des Heeres. Durch die
Lehrübung soll diesen Truppenführern mit Augenkontakt zum eingesetzten Soldaten in ihrem schweren Auftrag Unterstützung geboten werden, ihre Soldaten bestmöglich auf den fordernden Einsatz in
Afghanistan vorzubereiten.
An den beiden Tagen der Lehrübung war die Tribüne so gut gefüllt wie auf unserem Bild - insgesamt sind rund 1.400
Teilnehmer nach Hammelburg angereist! Der Amtschef des Heeresamtes Generalmajor Wolf Joachim Claus - wir sehen ihn bei der Begrüßung - will den Teilnehmern mit der Lehrübung zeigen, wie
Hinterhalte erkannt und verhindert werden können - und genauso wichtig, wie ein von stets mehreren möglichen Verhalten im Hinterhalt aussehen kann. Lehrübungstruppe ist die verstärkte
Infanteriekompanie, was einfach klingt - was tatsächlich aber ganz schön kompliziert ist! Abgeleitet von den Erfahrungen aus Afghanistan besteht die verstärkte Infanteriekompanie aus zwei
Jägerzügen "Alfa" und "Bravo" mit Boxer und Fuchs, wobei wir vom Boxer auch die neue Version A1 gesichtet haben.
Die eiserne Faust in der Hand des Kompaniechefs bildet der Panzergrenadierzug "Charlie" mit seinen
Schützenpanzern Marder, deren Maschinenkanone am Hindukusch schon viele Leben deutscher Soldaten gerettet hat! Genau für den jeweiligen Einsatz maßgeschneidert führen der Kompaniechef - aber auch
schon die Zugführer auch Heeresaufklärer, Einsatzelemente der Operativen Information, Feldnachrichtentrupps, Kampfmittelaufklärer, Kampfmittelräumer, Joint Fire Support Teams und Sanitätstrupps.
Die gelben Markierungen auf den Fahrzeugen wurden befohlen, um die Erkennbarkeit der eigenen Kräfte für die Luftunterstützung zu verbessern und so unnötige Verluste durch eigenes Feuer zu
vermeiden!
Stetes Tagesgeschäft in Afghanistan ist auch die tägliche Zusammenarbeit mit jeder Menge anderen Nationen - bei der LEHRÜBUNG HINTERHALT gezeigt durch eine Patrouille mit
Pickups der Afghanistan National Army und das schon an der sandfarbenen Tarnfarbe leicht erkennbare Route Clearance Package der US Army! Die
verstärkte Infanteriekompanie erhält den Auftrag, den Raum entlang einer Straße zu gewinnen und zu sichern, um die Bewegungsfreiheit eigener und afghanischer Sicherheitskräfte sicherzustellen.
Wir haben die Kompanie vor dem Antreten im Bereitstellungsraum besucht und eine Menge Bilder von dem reichhaltigen Fahrzeugpark mitgebracht - vom Eagle bis zum Boxer und vom Husky bis zum
Buffalo!
Rasch stellt die verstärkte Infanteriekompanie die Gefechtsbereitschaft her und bezieht Ausgangspositionen. Rechts der Straße befindet sich auf etwa halbem Weg auf eine Anhöhe
ein kleines Dorf. Nach sehr genauer Beobachtung wird die Ortschaft als frei von gegnerischen Kämpfern beurteilt. Unter Sicherung des vordersten Infanteriezuges befiehlt der Kompaniechef den
Feldnachrichtentrupp zur Nachrichtengewinnung dorthin. Wir sehen, wie der Feldnachrichtentrupp in das Dorf einfährt und mit den
Dorfältesten das Gespräch sucht. Dafür ist bei den Soldaten hohes Verständnis für fremde Kulturen gefragt - aber auch stete Sicherung der eigenen Kräfte! Durch den persönlichen Kontakt mit den
Menschen will man möglichst viele Informationen sammeln - sowohl über den Gegner als auch über das Leben der Dorfbewohner!
Schließlich soll das richtige Projekt am richtigen Ort entstehen, um die Herzen der Bewohner für die ISAF zu gewinnen! Nach Erfüllung seines Auftrages kehrt der
Feldnachrichtentrupp zur verstärkten Infanteriekompanie zurück. Von der
vorhin erwähnten Anhöhe bietet sich beste Sicht von rechts auf die Straße und das Gelände. Das sieht auch der Kompaniechef so und beordert deshalb den Panzergrenadierzug mit seinen Mardern dort
hinauf. Auf der Anhöhe können die Wärmebildgeräte und Bordwaffen der Schützenpanzer ihre volle Wirkung entfalten und so das Öffnen des Raumes durch die anderen Teile der Kompanie optimal
unterstützen.
Die perfekte Eignung dieser Anhöhe für eine solche taktische Variante haben die Planer der LEHRÜBUNG HINTERHALT
auch gleich für das Aufstellen der Tribüne für die Teilnehmer genutzt. Wir Lehrübungsberichterstatter haben auch dort unseren Standort und so können wir mittendrin statt nur dabei das Beziehen
der Stellung für die Sicherung durch den Panzergrenadierzug miterleben. Rasch baut der Zugführer mit seinen Panzern eine Rundumsicherung auf und von jedem Marder verlassen zwei Grenadiere ihren
Schützenpanzer. Sie suchen dessen Nahbereich auf verdächtige Stellen ab, die auf drohende Anschläge hinweisen. Dieses Verfahren nennt sich 5/25 Check und hat in Afghanistan schon sehr viele
Verluste verhindert.
Unsere Anhöhe ermöglicht auch in ganz vortrefflicher Weise die Koordinierung von Unterstützungsfeuer. Genau das hat die Besatzung dieses Fennek des Joint Fire Support Teams vor
und bezieht in unserer Nähe Stellung! Ein Joint Fire Support Team besteht komplett aus zwei Fahrzeugen und leitet die koordinierte Feuerunterstützung durch Mörser - alpenländisch Granatwerfer
genannt, Artillerie und Luftunterstützung. Ganz zum Schluß rollt noch ein Transportpanzer Fuchs schneidig heran, dessen Kommandant ganz besonders
grimmig mit seinem Maschinengewehr sichert!
Hm - auch dieser Fuchs ist ja dem Panzergrenadierzug als Verstärkungselement zugeteilt worden! Was wohl seine Besatzung für einen Auftrag hat? Ein ganz klein wenig Geduld bitte
Kameraden, unser Artikel LEHRÜBUNG HINTERHALT - Teil 2 ist schon in der gedanklichen Konstruktionsphase und bringt Neues aus
Hammelburg!
Zu allererst schicke ich heute meinen herzlichen Dank nach Köln am Rhein - zu Herrn Oberstleutnant Stefan Heydt, dem Leiter des Informationsdienstes des Heeresamtes! Er hat uns
mittels seiner Einladung den Besuch der LEHRÜBUNG HINTERHALT ermöglicht. Mein Dank geht aber auch an die Öffentlichkeitsarbeiter der Infanterieschule, die uns sehr nett und hilfsbereit bereut
haben! Ganz besonders danke ich hiermit unserem Cheffotografen PzBrig 15, der unermüdlich mit seiner Kamera das faszinierende Geschehen auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg
festgehalten hat!
Auf Wiedersehen in Hammelburg beim zweiten Teil der LEHRÜBUNG HINTERHALT!
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße
Euer Weinviertler