SCHUTZ 2012 alias
INDIAN SUMMER 2012 - Teil 2
Das Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister"
übt Objektschutz und Lufttransport
Seit dem Jahr 2008 leben auf unserem Planeten erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land und dieser Trend
zur Verstädterung - Urbanisierung genannt - wird sich in den nächsten Jahrzehnten weiter rasant fortsetzen. Bei der Analyse aktueller militärischer Einsätze stellt man auch rasch fest, daß
Einsätze in verbautem Gebiet zunehmend an Bedeutung gewinnen! Diesen Einsatzerfordenissen folgend hat die Heerestruppenschule Verfahren und Gefechtstechniken entwickelt, um Einsätze im urbanen
Raum durchführen zu können. Bemerkenswert rasch hat das Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" diese neuen Ausbildungsthemen in sein straffes Trainingsprogramm auf dem
Truppenübungsplatz Allentsteig aufgenommen.
Eifrig üben die Deutschmeister in der Urbanen Trainingsanlage Steinbach das Nehmen von Straßenzügen, das Überwinden von Kreuzungen und auch das Nehmen von Gebäuden - alles Grundlagen, um beim Kampf im urbanen Raum erfolgreich bestehen zu können! Oft muß der Kampf im urbanen Raum auch in Trümmerfeldern geführt werden, die durch vorangegangene Kämpfe oder durch Terroranschläge entstanden sind. Auch solche oftmals unübersichtlichen Gefechtslagen gehören zum Trainingsprogramm bei dieser ambitionierten Milizübung.
Alte Manöverhasen berichten uns ja immer wieder von hitzigen Diskussionen mit Schiedsrichtern, wer denn jetzt
eigentlich ausgefallen sei! Für solche kniffligen Entscheidungen kann uns die Duellsimulatorausrüstung wertvolle Hilfestellung bieten. Sie besteht aus einem Sender an der Waffe und mehreren
Empfängern am Soldaten, die Treffer anzeigen, worauf dann eine freundliche Stimme mit "Ausgefallen!" eine Gefechtspause einleitet! So werden das gefechtsmäßige Verhalten der Soldaten gefördert
und Gefechte nachvollziehbar gemacht. Unser kleiner Gefechtsausschnitt vom Training der Wachgruppe des Bataillonsgefechtsstandes zeigt uns dabei, wie wichtig es ist, den
Überblick zu bewahren und im Gefecht auch nach oben zu sehen!
Im Jahr 12 des beginnenden dritten Jahrtausends erleben wir alle, wie die Wehrbudgets der europäischen Staaten stetig vermindert werden. Dies hat zur Folge, daß die europäischen Armeen immer kleiner werden und dadurch die Anzahl verfügbarer Truppen gleichfalls abnimmt. Deshalb ist es in Zeiten wie diesen richtig und wichtig, die vorhandenen Kräfte möglichst flexibel und mobil einzusetzen! Ein sehr geeignetes Mittel dazu ist, ganz gezielt die Luftbeweglichkeit unserer Jägerverbände zu forcieren. In diesem Bereich ist das Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" Trendsetter und startet motiviert auch in die dritte Dimension durch! Dazu hat man beim Kommando Luftunterstützung gleich den modernsten Hubschrauber des Bundesheeres angefordert - den S 70 Black Hawk!
An dieser Stelle ein kurzer technischer Steckbrief des "Schwarzen Falken" - bis zu 4.000 Pferdestärken, Fluggeschwindigkeit bis zu 360 km/h, Flughöhe bis zu 6.000 Metern, Nutzlast bis zu vier Tonnen! Bemerkenswert sind auch die hohe Zuverlässigkeit, das Wetterradar, der gute Crashschutz und der Selbstschutz gegen Angriffe mit Lenkwaffen. Das Luftunterstützungsgeschwader auf dem Fliegerhorst Brumowski in Langenlebarn bei Tulln betreibt in seiner mittleren Transport-hubschrauberstaffel neun Black Hawks. Von dort aus werden die Hubschrauber zum Personentransport und Materialtransport sowie für Rettungseinsätze eingesetzt.
Gleich nach der Landung begrüßt Bataillonskommandant Major Blaha
mit einigen Mitgliedern des Bataillonsstabes die Besatzung des Black Hawk und bespricht mit den Piloten die fliegerischen Aufträge des Tages. Zwei Jägergruppen haben das Einschweben des
Hubschraubers gespannt beobachtet und nehmen sogleich das Training am Hubschrauber auf! Es beginnt mit einer Einweisung durch die Bordtechniker über das Verhalten am Hubschrauber. Dann folgen
Sicherheitshinweise: "Waffe entladen - Lauf nach unten, weil ein Loch im Boden ist uns lieber als ein Loch im Triebwerk!" - so die pointierte Ansage! Auch das richtige Anschnallen für die
Soldaten, die einen Sitzplatz ergattern, wird gezeigt. Danach üben die Jäger mit ihrer Bewaffnung das Einsteigen in den Frachtraum des Hubschraubers. Schon ein Blick in den Black Hawk macht uns
sicher - das ist wahrlich kein Ferienflieger und das mit dem "Gewehrlauf nach unten" kriegen wir im Laufe des Tages sicher
auch noch hin!
In Phase zwei der SCHUTZ 2012 haben wir die Schwerpunkte des vorbereitenden Einsatztrainings beim Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" besucht. Wir waren beim Schießtraining, beim Üben von Gefechtstechniken im urbanen Raum und beim Training mit dem Black Hawk in der ersten Reihe mit dabei! All diese Trainingsschritte dienen der Vorbereitung auf die nun folgende Phase drei - die Gefechtsphase, die natürlich den Höhepunkt der SCHUTZ 2012 bildet!
Der erste Gefechtsausschnitt zeigt uns einen Jägerhalbzug - bestehend aus zwei Jägergruppen - der mit einem Black Hawk eingeflogen wird! Dieses Szenario bildet auch einen Teil des Programmes des Besuchertages und wird vom S 3 der "Deutschmeister" Major Tarbuk den geladenen Gästen bei typischem "Jägerwetter" - also ungemütlich und mit Regen - präsentiert. Als S 3 im Bataillonsstab ist Major Tarbuk mit den Agenden der Einsatzführug des Bataillons betraut. Der erste Schritt zur erfolgreichen Anlandung ist immer die Erkundung! Die Landezone muß den Sicherheitsaspekten des Fluggerätes genügen und den taktischen Bedürfnissen der Truppe entsprechen! Anzustreben ist auch, daß die Landezone durch den Gegner nicht einsehbar und so zumindest vor feindlichem Flachfeuer geschützt ist.
Das gesamte Verfahren wird mit den Besatzungen der Hubschrauber abgesprochen und bei taktischem Bedarf abgerufen. Ist der Black Hawk im Anflug, beginnt der große Auftritt des Einweisers! Zuerst hockt er unscheinbar in der Wiese und wartet. Bei Sichtkontakt mit dem Hubschrauber springt er dann auf und weist den Piloten mit ausgebreiteten Armen ihren Landeplatz zu. Wenn nötig kann der Einweiser auch mit Rauchkörpern die Windverhältnisse in Bodennähe anzeigen. Die rechte Schiebetür zum Frachtraum wird geöffnet, die Jäger verlassen den Hubschrauber und machen sich mit ihren Sturmgewehren sichernd neben dem Black Hawk klein. Die rechte Schiebetür wird wieder geschlossen und mit ordentlich Downwash erhebt sich der mächtige Hubschrauber in die Lüfte und fliegt wieder davon!
Jetzt beginnt am Boden die Arbeit des Einweisers für die eingeflogenen Jägerkräfte. Er übermittelt deren Kommandanten letzte taktische Informationen und weist die beiden Jägergruppen in ihre Stellungen ein. Im Laufschritt beziehen die Jäger die Stellungen und wehren sogleich den Angriff feindlicher Kräfte im scharfen Schuß ab! Bewährtes Prinzip beim Scharfschießen ist seit Jahrhunderten das Vieraugenprinzip - denn vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei! Darum befindet sich in jeder Kampfdeckung bei den Jägern ein Instruktor, der sich als Hauptauftrag um die Sicherheit beim Schießen kümmert - leicht erkennbar an der roten Armschleife!
Das ganze Szenario vom Anflug bis zum Feuerkampf können wir gleichsam live aus der Sicht des Einweisers verfolgen - also näher dran geht wirklich nicht! Eindrucksvoll wird uns vor Augen geführt, wie schnell und präzise die Deutschmeister mittels Hubschrauber an ihrem Einsatzort angelandet werden können. Wie richtig und wichtig Luftbeweglichkeit für Einsätze ist, zeigt uns schon ein Blick in die Kernaufgaben der Jägerbataillone der Miliz - nämlich Katastrophenhilfe, sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz und Schutz von wichtigen Gebäuden und Einrichtungen!
So Kameraden - nach diesem beeindruckenden Szenario wollen wir vorerst unseren Besuch auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig beenden. An dieser Stelle geht mein ganz spezieller Dank heute an die Öffentlichkeitsarbeiter des Bataillons, die mich stets ganz toll unterstützt haben! Ganz besonders möchte ich dem Bataillonsfotografen Kurt Frühwirth danken, der die Fotos vom Nachtschießen für diesen Artikel bereitgestellt hat! Und versprochen - im dritten Teil werden uns die "Deutschmeister" wieder zeigen, daß sie's voll drauf haben! Nach einer kleinen Pause steigen wir wieder mit frischem Mut in die Gefechtsphase der SCHUTZ 2012 ein!
Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen beim Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister"!
Und so schließe ich mit dem alten Wahlspruch - "Deutschmeister ist und bleibt man!"
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße
Euer Weinviertler