S C H U T Z 2 0 1 4 - T e i l 4
DAS ÖSTERREICHISCHE BUNDESHEER ÜBT
IM VERBUND MIT POLIZEI, FEUERWEHR, RETTUNG
UND DEN BETREIBERUNTERNEHMEN DEN SCHUTZ
KRITISCHER INFRASTRUKTUR - DER LEBENSGRUNDLAGE
DER BÜRGER UNSERES LANDES ! DIE SCHUTZ 2014 IST
DIE GRÖSSTE ÜBUNG DES ÖSTERREICHISCHEN BUNDESHEERES
IM JAHR 2014 .....
DIE SCHUTZ 2014 WAR EINE SCHÖNE ÜBUNG UND SO STIMMT ES UNS UMSO TRAURIGER, DASS EINER UNSERER KAMERADEN BEI EINEM HUBSCHRAUBERUNGLÜCK UNSERE WELT ALLZU FRÜH VERLASSEN HAT! DAS HANDWERK DES SOLDATEN IST EIN GEFÄHRLICHER DIENST, DESSEN BESTIMMENDER SINN UND ZWECK DARIN BESTEHT, SCHUTZ UND HILFE FÜR DIE BÜRGER UNSERES LANDES SICHERZUSTELLEN! WIR WIDMEN DIESE ARTIKELREIHE UNSEREM KAMERADEN, DER ALLZU FRÜH AUS UNSERER MITTE GERISSEN WURDE UND WÜNSCHEN SEINEN LIEBEN VIEL KRAFT, UM DIESE SCHWEREN STUNDEN ZU BEWÄLTIGEN!
Hallo liebe Kameraden!
Ein herzliches Willkommen zum vierten Teil unserer Artikelreihe über die SCHUTZ 2014! Kritische Infrastruktur ist ja wie schon in vorherigen Teilen unserer Artikelreihe beschrieben alles, was unsere heutige Gesellschaftsform und somit Wirtschaftsform am Laufen hält - wie etwa Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser, Energieversorgung, Informationsübermittlung und Verkehrswege. Funktionierende kritische Infrastruktur wird aber vom breiten Publikum oftmals gar nicht mehr richtig wahrgenommen - das ändert sich aber schlagartig, wenn plötzlich das Licht ausgeht, plötzlich der Wasserhahn nur mehr tropft oder wie in unserem nächsten Übungsausschnitt plötzlich eine Brücke nicht mehr passierbar ist! So eine unpassierbare Brücke wird aber dann ganz schnell ein Einsatzfall für die Pioniertruppe des Österreichischen Bündesheeres! Die österreichischen Pioniere bestreiten neben ihrem militärschen Kernauftrag Kampfunterstützung für die eigenen Kampftruppen vielfach auch Assistenzeinsätze im Rahmen der Katastrophenhilfe. Beim Schutz kritischer Infrastruktur wird dieses anspruchsvolle Auftragsspektrum zusätzlich noch durch Pionierkräfte im verzahnten Verbund mit Kräften zum Retten und Bergen sowie zur Schadensbeseitigung erweitert.
Bei der SCHUTZ 2014 bauen die Milizpionierkompanie Tirol und der Pionierbauzug der Stabskompanie des Militärkommandos Tirol gemeinsam in Zell am Ziller eine Notbrücke mit dem D - Brückensystem. Die D - Brücke ist eine aus vormontierten Stahlbauteilen zusammenbaubare Brücke, die sowohl als Notbrücke als auch für den Dauerbetrieb geeignet ist. Das Brückensystem wurde in den Jahren 1959 und 1960 von den deutschen Unternehmen Krupp und MAN gemeinsam entwickelt. Nach den Berechnungen des Pionierfachpersonals werden vor dem zu überbrückenden Graben oder Fluß Hauptträger in Dreiecksform, Querträger und Normfahrbahnteile zur fertigen D - Brücke montiert. Diese Montage erfolgt mit Pass - Schrauben auf einem Rollwagen. Die Brücke wird dann darauf solange über den Graben oder Fluß geschoben, bis sie auf dem Kipprollenlager hinter dem Graben oder Fluß aufläuft.
Die Fertigstellungszeit der von der Milizpionierkompanie Tirol gemeinsam mit dem Pionierbauzug in Zell
am Ziller doppelwandig in der sogenannten E3E Bauweise eingebauten D - Brücke beträgt etwa zweieinhalb Tage. Diese Brücke wiegt rund 55 Tonnen, ist 27,5 Meter lang, hat eine Innenbreite von
5,2 Metern und eine Tragfähigkeit von 70 Tonnen. D - Brückensysteme befinden sich im Bestand der österreichischen Pioniertruppe sowie im Besitz der
Bundesländer und werden meist in der Katastrophenhilfe und bei technischen Hilfeleistungen eingesetzt. Der Einbau einer D - Brücke erfordert im Gegensatz zur modernen Pionierbrücke 2000 ziemlich
viel Personal und Zeit. Deshalb bauen im Einsatz die Pioniere für dringende Brückenbauten die Pionierbrücke 2000 und für Dauerbetrieb die D - Brücke - so wie Milizpioniere und
aktive Pioniere gemeinsam in unserer ersten Bilderschau!
Die Pioniertruppe des Österreichischen Bundesheeres ist recht umfangreich und besteht aus drei aktiven
Pionierbataillonen - dem Pionierbataillon 1 in Villach, dem Pionierbataillon 2 in Salzburg und dem Pionierbataillon 3 in Melk. Zusätzlich verfügt noch jedes Militärkommando über eine
Milizpionierkompanie und in seiner Stabskompanie über einen Pionierbauzug. Auch bei der
SCHUTZ 2014 will das Österreichische Bundesheer die Bürger über seine Leistung Schutz und Hilfe für die Bürger unseres Landes informieren. Dazu gehören in erster Linie tägliche Presseaussendungen
und die persönliche Betreuung von Journalisten.
Am Freitag, den 13. Juni 2014 lädt die Einsatzführung zum "Distinguished Visitors Day" in die Straub - Kaserne. Dort versammeln sich um neun Uhr Prominenz mit Verteidigungsminister Gerald Klug an der Spitze, Abordnungen einiger ausländischer Armeen, die Führungsspitze des Österreichischen Bundesheeres und die Medienvertreter. Der Kommandant der Streitkräfte, Generalleutnant Franz Reißner begrüßt die Besucher und beschreibt anschaulich die internationale Dimension der SCHUTZ 2014 mit ihrer Einbettung in ein Szenario eines multinationalen Stabilisierungseinsatzes im Auftrag des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen.
Der Chef des Stabes des Streitkräfteführungskomandos, Generalmajor Heinrich Winkelmayer bringt den Besuchern das nationale Szenario
der Übung mit den nach Süden verlegenden Truppenkonvois durch Tirol näher. Diese Truppenverlegungen werden von massiven Drohungen beider Konfliktparteien im Norden Afrikas mit Anschlägen auch
gegen unsere kritische Infrastruktur begleitet. Als bestmöglichen Schutz gegen die Gefahren durch Anschläge präsentiert Generalmajor Winkelmayer anschaulich den vernetzten Schutzverbund des
Österreichischen Bundesheeres mit Polizei, Feuerwehr, Rettung und den Betreiberunternehmen der kritischen Infrastruktur!
Den Hauptteil des Besuchertages bestreitet dann der Tiroler Militärkommandant Gene- ralmajor Herbert Bauer, der seine Gäste durch drei ausgewählte Szenarien des Einsatzes seiner Truppen bei der SCHUTZ 2014 führt! Als erste Station stellt Generalmajor Bauer in der Straub - Kaserne die Elemente eines Konvois vor. Die Truppenverlegungen in den Süden lassen sich am besten durch die aufeinander abgestimmte Kombination von Lufttransport, Eisenbahntransport und Straßenmarsch bewältigen. Für den Straßenmarsch bietet sich das Verlegen von Truppen auf dem Autobahnnetz im Konvoi an. Ganz wichtig sind dabei vorausschauende Erkundung und Planung, denn der beste Schutz eines Fahrzeugkonvois ist seine flüssige Fahrt und seine Geschwindigkeit!
Abgestimmt auf die Bedrohungslage und die Größe des Konvois führt
das Konvoikommando unterstellte Elemente aus folgendem
Kräftepool:
Aufklärungselement - klärt vorgestaffelt die Marschstrecke auf
Sicherungselement - schützt die Transportfahrzeuge des
Konvois
Militärstreifenelement - regelt den Verkehr und hält den Verkehr flüssig
Transportelement - transportiert Mannschaften und Material
Unterstützungselement - hält Untersützungsleistungen wie etwa
Pioniermittel, Versorgung, Instandsetzung und Sanitätsdienst bereit
Luftelement - mit breit aufgestelltem Auftrag, der von Aufklärng über
Transport von luftbeweglichen Reserven bis hin zu Rettungseinsätzen reicht
Alle diese Elemente werden bei jedem Halt des Konvois - wie etwa
durch eine geplante Marschpause, wegen Störungen im Verkehrsfluß oder
wegen eines Anschlages - im Zweitauftrag zur Rundumsicherung eingesetzt.
Unsere folgende Bilderschau zeigt uns in der gleichen Reihenfolge wie
diese Zusammenstellung des Kräftepools die Elemente eines Konvois!
Im zweiten Übungsszenario gibt uns Generalmajor Bauer Einblick in etwas, das ziemlich unsichtbar ist und trotzdem unsere heutige
Gesellschaftsform und somit Wirtschaftsform am Laufen hält! Die Versorgung mit elektrischem Strom ist für die meisten von uns doch ganz selbstverständlich geworden - aber nur solange, bis der
Strom plötzlich einmal ausfällt und die Lichter ausgehen! Bei der SCHUTZ 2014 wird auch in einer eigenen Übungseinlage geübt und beim Besuchertag vorgeführt, daß bei einem Anschlag ein Strommast
gesprengt wird und dadurch die Stromversorgung unterbrochen wird. Das ist dann ein Einsatzfall für die Reserveelemente im verzahnten Verbund mit Kräften zum Retten
und Bergen sowie zur Schadensbeseitigung!
Als erster Schritt wird die Umgebung des Anschlagsortes mit Jägerkräften gesättigt, damit subversive Kräfte ausweichen und so keinen weiteren Anschlag beim Beheben des Schadens verüben können. Bei der Beseitigung des Schadens wirken die Reparaturtrupps des Betreiberunternehmens TINETZ samt ihrer Störfallausrüstung mit dem S 70 Black Hawk zusammen. Mit einem Ersatzmast kann nämlich die Stromversorgung schnell und einfach wiederhergestellt werden und dann der Strommast in der Originalart wieder errichtet werden. Für dieses Übungsszenario hat man den 23 Meter langen und 4 Tonnen schweren Ersatzmast auf ein Mastfundament gestellt.
Nach dem Start von der Wiese nimmt der Hubschrauber mit Unterstützung des Reparaturtrupps auf dem Mast und einem Einweiser am Boden mit dem 30 - Meter - Seil am Lasthaken den Ersatzmast auf und schwebt langsam davon. Das Hubschrauberfliegen mit einer solchen Außenlast erfordert höchste Präzision und viel Gefühl, denn es gilt zu starkes Pendeln zu verhindern! Im zweiten Anflug setzt der Pilot des Black Hawk dann den Ersatzmast wieder auf den Zentimeter genau in sein Mastfundament ein! Jetzt können die Reparaturtrupps den Mast abspannen, die Ersatzleitung montieren und damit die Stromversorgung wieder herstellen. Das gleiche Vefahren kann natürlich auch bei Naturkatastrophen zum Einsatz gebracht werden!
Für das dritte Übungsszenario bittet der Tiroler Militärkommandant Herbert Bauer die Besucher des "Distinguished Visitor Days" zum Nordportal der Eisenbahnumfahrung Innsbruck. Der Stab des Militärkommandos Tirol beurteilt, daß die im Gebirge für Verkehrsverbindungen notwendigen und technisch aufwendigen Bauten wie Tunnels und Brücken besonders bedrohte Schutzobjekte darstellen. Neben anderen Schutzobjekten wird ganz speziell der Raum des Nordportals der Eisenbahnumfahrung Innsbruck als Verkehrsbauwerk mit robustem Schutzbedarf eingestuft. Bei diesem Verkehrsbauwerk führt die Bahnstrecke aus dem fast 13 Kilometer langen Inntaltunnel durch das Nordportal des Tunnels direkt auf die fast 500 Meter lange Innbrücke.
Diese Brücke wird wegen ihrer ganz besonderen, ovalen Bauweise - dabei haben sogar die
Oberleitungsmasten ovale Form - im Volksmund Sautrog genannt. Das Jägerbataillon Salzburg "Erzherzog Rainer", das im Ostteil Tirols eingesetzt ist, setzt dort
seine 3. Kompanie ein. Die 3. Jägerkompanie wird durch je einen Panzerhalbzug mit zwei Leopard 2 A4 und einen Panzergrenadierhalbzug mit zwei Ulan verstärkt. Zwei gleichfalls zugeteilte
Pionierboote dienen dem raschen Verschieben von Reserven über den Fluß Inn. Mit dieser robusten Sicherung scheint dieses Schutzobjekt gegen Anschläge doch eigentlich bestmöglich geschützt! Aber
oft lauern Herausforderungen für Einsatzkräfte auch hinter Sicherungen gegen Anschläge, denn jede Technik birgt auch das Restrisiko eines
Gebrechens oder Unfalles in sich!
In der Übungseinlage verunglückt in Höhe des Norportals nämlich ein Lastzug, weil sein erster Waggon - ein Kesselwaggon - entgleist und dabei leck schlägt. Aus einem Loch im Kessel des Waggons spritzt eine unbekannte, möglicherweise für Menschen gefährliche Flüssigkeit. Ein entgegenkommender Zug der rollenden Landstraße kann mit einer Schnellbremsung gerade noch vor der Unglücksstelle anhalten. Dabei werden allerdings viele Fahrgäste teils sogar schwer verletzt, wovon sich manche aus den Waggons selber befreien können. Der Kommandant der Sicherungskräfte rund um die Unfallstelle befiehlt zum Schutz gegen gefährliche Dämpfe seinen Soldaten das Tragen der ABC - Schutzmaske. Bei dieser Bedrohungslage ist auch nach einem Unfall mit folgenden Anschlägen zu rechnen. Deswegen wird eine Patrouille zum Unfallort beordert und die Umgebung des Nordportals mit Jägerkräften gesättigt, damit subversive Kräfte ausweichen und so keinen Anschlag beim Versorgen der Verletzten verüben können.
Zur ABC - Aufklärung wird ein für solche Einsätze auf einem Waggon in Bereitschaft gehaltenes AC - Aufklärungsfahrzeug Dingo von der anderen Tunnelseite her zum Einsatz gebracht. Die ABC - Aufklärer stellen fest, daß keine ABC - Bedrohung vorliegt und so sichern ein Dingo und der Pandur, der den Einsatzleiter mitgebracht hat, gemeinsam mit den Jägern die Unfallstelle ab. Beim Durchkämmen der Umgebung entdeckt eine Jägertruppe dann tatsächlich eine offensichtlich eilig verlassene Granatwerferstellung. Schon trifft als erste auf den Inntaltunnel spezialisierte Feuerwehr die Feuerwehr Hall in Tirol ein und wird sofort von den Sicherungskräften geschützt!
Das war der vierte Teil unserer Manöverreise zur SCHUTZ 2014 - der größten Übung des Österreichischen Bundesheeres im Jahr 2014! Auch heute schicke ich meinen herzlichen Dank an das Militia Combat Camera Team, in dem auch unser Cheffotograf PzBrig 15 engagiert mitfotografiert hat! Mit Unmengen an tollen Bildern haben die Kameraden mir die Ausstattung dieses Artikels zur Mischung von reinstem Vergnügen mit der Qual der Auswahl gemacht! Herzlich danken möchte ich auch der Pressestelle der SCHUTZ 2014 für die nette und zuvorkommende Unterstützung! Apropos Unterstützung - es gibt noch richtig viele Bilder des Militia Combat Camera Teams vom Einsatz beim Eisenbahnunfall am Nordportal! Die Mappe mit den Notizen und Bildern aus Tirol gibt sicher noch einen Artikel her und was man aus der SCHUTZ 2014 für die Zukunft lernen kann, ist mir auf jeden Fall auch noch wichtig!
Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen
beim fünften Teil meines Artikels über die SCHUTZ 2014
!
Beste Wünsche und kameradschaftliche Grüße
Euer Weinviertler